Tschaikowsky: Eugen Onegin
Musikalisch ist dieser «Eugen Onegin» top. Roman Kofman hält sein Beethoven Orchester zu koloristischer Detailgenauigkeit an, der leicht dunkel getönte Sopran der 29-jährigen, ihr West-Debüt absolvierenden Irina Oknina gibt Tatjana reizvollen Umriss, Peter Danailov (Onegin) zeigt nach betont maskulinen Verdi-Partien überraschend weiche Facetten in Gesang und Spiel. Vladimir Grishko könnte seine schöne Lenski-Stimme freilich etwas stärker disziplinieren.
Der Beginn ist auch szenisch viel versprechend.
Eine bühnenhohe Gemäldewand (Ausstattung: Helmut Stürmer) und ein wie von Tschechow ausgeliehener alter Domestik symbolisieren Tradition. Doch mit Symbolen hat’s Silviu Purcarete dann allzu sehr. Der rumänische Regisseur setzte in Bonn bislang «Castor und Pollux» von Rameau und «Satyagraha» von Glass beeindruckend in Szene. Der guten Dinge sind nun aber nicht drei geworden. Die Absicht, Tatjanas romantisches Männerideal mit dezenter Ironie zu kommentieren, hat ihn zu einer Episode des Puschkin-Romans greifen lassen, wo das pubertierende Mädchen von einem Bär als zottelig verfremdetem Märchenprinzen träumt. Auf der Bühne ergibt das ein reichlich plumpes Bild. Am Schluss hebt der alte ...
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