Die Anti-Diva
Die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt hat durch ihren Darstellungsstil nicht nur die literarische Produktion ihrer Zeit wesentlich inspiriert, sondern auch auf die italienische Oper einen großen Einfluss gehabt. Tosca, Fedora, Adriana Lecouvreur gehörten zu ihren erfolgreichsten Rollen. Ihr melodischer Sprechgesang machte deutlich, dass diese Stücke geradezu nach einer Veroperung schrien.
«Würde sie nicht so dekadent und künstlich spielen, nicht so kalkulierend und überbetont, dann wären wir tatsächlich in Tränen ausgebrochen», lästerte der einundzwanzigjährige Medizinstudent und angehende Dichter Anton Tschechow, als sie in Moskau gastierte. In der Sterbeszene der Fedora stellte die Diva gar einen neuen Parameter für Schauspielkunst auf: «Faire sa Sarah» galt fortan als Synonym für einen gekonnt gespielten Bühnentod.
Magda Olivero hat das Kunststück fertig gebracht, den Bernhardt-Stil und die mit diesem verbundene, vergangene Epoche auf der Opernbühne wiederaufleben zu lassen, aber sie hat bislang für ihr Repertoire keine adäquate Nachfolgerin gefunden, wobei Renata Scotto und Raina Kabaivanska, die mittlerweile auch schon siebzig sind, ihr noch am nächsten kamen. ...
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