Tschaikowsky: Pique Dame

Frankfurt

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Schon zwei Wochen bevor der neue Generalmusik­direktor der Frankfurter Oper bekannt gegeben wurde, zeigte das Orchester eindeutig, wen es auf diesem Pos­ten sehen will: Für Sebastian Weigle legten sich die Musiker bei der Premiere der «Pique Dame» mächtig ins Zeug und produzierten einen satten Tschaikowsky-­Sound der Spitzenklasse – eine klare Abstimmung mit den Instrumenten.

Dass Weigle, als Chefdirigent des ­Liceu in Barcelona ohnehin nur mäßig ausgelastet, der Wunschkandidat für die Nachfolge Paolo Carignanis sein würde, war nicht schwer zu prophezeien: Für die «Frau ohne Schatten», seine erste Frankfurter Produktion, war Weigle im «Opernwelt»-Jahrbuch 2003 zum «Dirigenten des Jahres» gewählt worden. Mit seinem transparenten, psychologisch erhellenden Strauss-Dirigat hat Weigles «Pique Dame» jedoch wenig zu tun. Der Barenboim-Zögling sucht seine Tschaikowsky-Wahrheit in den Tiefen des samtig dunklen Streicherklangs und kostet die sehnsuchtsvolle Melodik ohne Angst vor Sentimentalität aus – «Pique Dame» als eine «Opéra pathétique». Die nervösen, rastlosen Antriebskräfte der Musik dämpft Weigle zu bloß funktionalen Begleitstimmen ab – seiner Diagnose nach ist Tschai­kow­skys ...

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Opernwelt Januar 2006
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 50
von Jörg Königsdorf

Vergriffen
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