Gefährdeter Aufschwung

Im Teatro Comunale von Bologna lernte Verdi die Musik Wagners kennen. Später war dort Christian Thielemann ständiger Gast. Heute steht das Haus vor einer ungewissen Zukunft. Gábor Halász porträtiert es – und seinen Musikchef.

Wieder einmal geriet Italiens Opernlandschaft in Aufruhr. Im Uni­sono-Chor, wie in einer frü­hen Verdi-Oper, erhob sich der Protest der Intendanten: «Sollte es bei dieser Regelung bleiben», verkündeten mehrere Theaterleiter entrüstet, «werden wir un­sere Häuser sehr bald schlie­ßen müssen.» Ursache der Bestürzung war die im neuen Haus­­haltsgesetz­entwurf für 2006 vorgesehene drastische Kürzung der staatlichen Mittel für die Opernhäuser.


Angesichts des hohen Defizits des italienischen Staatshaushalts hatte die Regierung beschlossen, zwanzig Milliarden Euro einzusparen. Für das Kulturressort war eine Reduktion in Höhe von dreihundert Millionen Euro vorgesehen. Wobei die härtesten Einschnitte die Opernhäuser getroffen hätten. Um den Kahlschlag abzuwenden, wurden unverzüglich fieberhafte Aktivitäten entfaltet, kam es zu Protestkundgebungen und Streiks, erschienen in der Presse leidenschaft­liche Plädoyers für die Hochkultur und speziell die auf ita­lienischem Boden geborene Gattung Oper. Zudem drohte Kultur­minister Roc­co Buttiglione, getreu der üblichen Dramaturgie solcher Auseinandersetzungen, mit seinem Rück­tritt.
Alles Kulissendonner, eingeübtes Ritual? Diesmal nicht, zumal die ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2006
Rubrik: Theaterporträt, Seite 68
von Gábor Halász

Vergriffen
Weitere Beiträge
Überzeugendes Heimspiel

Es spricht für die künstlerische Qualität der koopera­tionsfreudigen Sächsischen Staatsoper, wie gründlich andernorts bereits vorgestellte Produktionen für die Dresdner Premiere überarbeitet werden. So geschah es Ende der letzten Saison mit Adriana Hölszkys Bachmann-Oper «Der gute Gott von Manhattan», die in der Semperoper weitaus eindringlicher wirkte als zuvor...

Lieber stilistische Vielfalt als puristische Einfalt

Schön war er beileibe nicht, wenn man der von der Fondazione Giorgio Cini in Venedig aufbewahrten Zeichnung von Marco Ricci glaubt: Ein großer Körper mit zu kleinem Kopf, fettleibig und froschgesichtig, posiert er mit Helm und Federbusch. Der Alt-Kastrat Francesco Bernardi (ca.1680-1759), der sich nach seiner Geburtsstadt Siena «Senesino» nannte, war neben seinem...

Tschaikowsky: Pique Dame

Schon zwei Wochen bevor der neue Generalmusik­direktor der Frankfurter Oper bekannt gegeben wurde, zeigte das Orchester eindeutig, wen es auf diesem Pos­ten sehen will: Für Sebastian Weigle legten sich die Musiker bei der Premiere der «Pique Dame» mächtig ins Zeug und produzierten einen satten Tschaikowsky-­Sound der Spitzenklasse – eine klare Abstimmung mit den...