Totale Hingabe

Europa tat sich mit ihr eher schwer, Amerika liebte sie als mitreißende Primadonna: zum Tod der Sopranistin Beverly Sills

Opernwelt - Logo

«Oper» buchstabierte man in den siebziger Jahren in den USA mit «Beverly Sills» – die Sopranistin war in den Staaten der Inbegriff dieser Kunstform, weit noch vor Luciano Pavarotti oder Plácido Domingo.
Geboren am 25. Mai 1929 als Belle Miriam Silverman im New Yorker Stadtteil Brooklyn begann die Dreijährige eine Wunderkind-Karriere in den beliebten Amateur-­Radioshows, noch im Kindes­alter fand sie ihre lebenslang einzige Lehrerin, Estelle Liebling, Schülerin von Mathilde Marchesi.

Die verpasste Sills die grundsolide Technik, die in den unglamourösen Galeerenjahren ein Rollenspektrum von Carmen über Aida bis zu Rosalinde, Violetta und Lucia verkraften half.
Erst nach mehreren erfolglosen Vorsingen ergab sich ein festes Engagement an die New York City Opera, nach unzähligen Hauptrollen wurde sie als Cleopatra in Händels «Julius Cäsar» 1966 über Nacht zum Stadtgespräch. Die folgende Karriere beschränkte sich trotz einiger wichtiger Produktionen etwa an der Mailänder Scala und Covent Garden vor allem auf die USA. Als Primadonna der New York City Opera muss­te Sills das Ende des Met-Intendanten Ära Rudolf Bing abwarten, bevor 1975 endlich auch das wichtigste amerikanische Haus sie als ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2007
Rubrik: Magazin, Seite 31
von Claus Ambrosius

Vergriffen
Weitere Beiträge
Leidenschaft und Anämie

Nikolaus Harnoncourt meinte einmal, wenn man sich die leidenschaftlichen Plastiken ­eines Bernini ansehe, könne man sich nicht vorstellen, dass die Musik jener Zeit weniger leidenschaftlich gewesen sei. In der Tat ist die Meinung, dass das artifizielle Element des Barockgesangs zugleich stimmfarbliche Anämie bedeute, historisch kaum belegbar. Freilich schien mit...

Der Unbeirrbare

Nach der Maxime Senecas, dass «wahre Freude eine ernste Sache» ist, hat ­Ulrich Schreiber gelebt und gearbeitet. Er war nicht ganz unschuldig daran, dass ich mein Berufsleben bei der Kölner Electrola begann. Dort habe ich ihn als Theater- und vor allem als Schallplatten-Kritiker der «HiFi-Stereophonie» erlebt, von dem nichts weniger zu erwarten war als...

Mafiosi in der Tiefgarage

Aha, denkt der MTV-versierte Zuseher sich zu Beginn: «Alles im Arsch». An den Videoclip zu diesem Song von Jan Delay und Udo Lindenberg erinnert, was sich da beim «Trovatore» auf der neuen Bühne des Slowakischen Nationaltheaters tut: Mafiosi konspirieren in einer Tief­garage, und ihr Anführer (Schlapphut, Sonnenbrille, lange Haare) scheint Udo, dem Paten aller...