Tod auf Kredit

Smyth: The Prison am Theater Darmstadt

Opernwelt - Logo

Siebzig Minuten lang wird auf der Bühne geknüpft und geknotet. Meterlange Stoffbahnen fallen aus dem Schnürboden herab, von rasselnden Ketten gehalten. Die Darsteller weben und wickeln sie zu einem flammend roten Netzwerk, das die gesamte Bühne in schrägen, asymmetrischen Linien überzieht. Bei der szenischen Uraufführung der Vokalsymphonie «The Prison» von Ethel Smyth lassen Regisseurin Franziska Angerer und ihre Ausstatterin Valentina Pino Reyes die Kulisse vor den Augen des Publikums in einer Live-Installation entstehen.

Die Produktion eröffnet das Darmstädter Back-Stage-Festival, das den Zuschauerinnen und Zuschauern Theatererlebnisse aus ungewohnter Perspektive bieten will. Das Publikum ist auf der Hinterbühne platziert und blickt durch einen schwarzen Gazevorhang in umgekehrter Richtung auf Bühne und Orchester. Der eigentliche Zuschauersaal ist in weite Ferne gerückt. Zu Beginn steht man allerdings erst mal vor verschlossenen Türen. Der Raum ist zugesperrt, leise Irritation macht sich breit – als plötzlich im Foyer ein hymnischer Gesang anhebt. Vier weißgewandete Sängerinnen des Kinderchors tragen eine überlebensgroße Büste der Komponistin die Treppen hinab und stellen sie ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2023
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Silvia Adler

Weitere Beiträge
Triumph der Liebe

Ein Gemetzel. Verursacht von rasenden Mänaden, die taub sind für den Gesang des sagenhaften Sängers. Und ein Schluss, wie er sich offenbar nicht geziemt für die Oper, wo nicht zuletzt die Financiers samt vergnügungsseligem Publikum nach dem Happy End verlangten. Das war schon ganz am Anfang so, bei Claudio Monteverdi, der seinen Orfeo von Papa Apoll begleitet in...

Vorschau/Impressum 7/23

Durchaus fantastisch
Ihre ersten Erfolge feierte sie – in Meiningen. Direkt nach dem Studium erhielt Elīna Garanča ein Festengagement am südthüringischen Staatstheater und startete von dort eine beispiellose Karriere, die sie weltweit an sämtliche große Opernhäuser geführt hat. Das Repertoire der lettischen Mezzosopranistin weist dabei eine beeindruckende Vielfalt...

Unterwerfung

Als Frau auf die Welt zu kommen sei «die größte Strafe», sagt Amelia in Federico García Lorcas Schauspiel «Bernarda Albas Haus». Es ist die letzte unter den großen Frauentragödien des 1936 von den Faschisten ermordeten spanischen Dichters, die sämtlich von der Unterdrückung weiblicher Sexualität, von der verwehrten Erfüllung weiblicher Liebe in einer archaischen...