Triumph der Liebe
Ein Gemetzel. Verursacht von rasenden Mänaden, die taub sind für den Gesang des sagenhaften Sängers. Und ein Schluss, wie er sich offenbar nicht geziemt für die Oper, wo nicht zuletzt die Financiers samt vergnügungsseligem Publikum nach dem Happy End verlangten. Das war schon ganz am Anfang so, bei Claudio Monteverdi, der seinen Orfeo von Papa Apoll begleitet in den Himmel auffahren ließ. Und auch bei Christoph Willibald Gluck, der am Ende nicht nur den Triumph der Liebe, sondern gleich den der ganzen Welt feierte.
Es sei denn, man führt auch «Orfeo ed Euridice» zurück zum antiken Original. Vielleicht nicht zum ursprünglichen blutrünstigen Finale, man kann die Sache auch im Nihilismus verebben lassen: Was wohl ist schlimmer für Orfeo?
Christof Loy hat das bei den Salzburger Pfingstfestspielen getan. Und er darf sich dabei nicht nur der Unterstützung der singenden Festivalchefin Cecilia Bartoli sicher sein, er beruft sich auch auf den Komponisten selbst. Eine endgültige Fassung der Gluck-Oper gibt es bekanntlich nicht, nur ortsabhängige Varianten. Loy und Bartoli wählen zwar die höher gelagerte Parma-Fassung, doch bleibt die lediglich Gerüst. Das Finale entfällt, dafür wird ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Juli 2023
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Markus Thiel
Eigentlich war, sieht man von den Wolken ab, die mürrisch über dem Festspielhaus kreisten und einen missmutigen Blick auf Arno Brekers frisch eingeweihte Wagner-Büste warfen, vieles wie immer an diesem 16. August 1955 in Bayreuth. Auf dem Programm stand Wieland Wagners «Parsifal»-Inszenierung, die ihre Premiere vier Jahre zuvor, bei den ersten Bayreuther...
Hanako wartet. Auf Yoshio, mit dem sie einst den Fächer getauscht und für den sie ihre Lebensgrundlage als Geisha aufgegeben hat. Doch als er endlich kommt, ist er für sie nicht mehr derselbe. Auch Penelope erkennt Ulisse nicht mehr, als er nach 20 Jahren aus dem Krieg zurückkehrt. Dennoch kann er sie überzeugen, dass sie genug gemeinsame Erinnerungen teilen, um...
Kosmos Barockoper. Wo die Sänger Edelgas zu atmen scheinen, so silberhell leuchtend klingen ihre Stimmen. Wo der Koloraturen-Höhenrausch den Normalzustand bedeutet und Töne wie tausend kleine Messer blitzen. Wo die Figuren aber auch alles Schablonenhafte ablegen, nahbar, durchlässig werden. Warum hören und sehen wir den Opernhelden eines Georg Friedrich Händel, um...