Tänze auf dem Vulkan

Prokofjew: Maddalena/Ravel: L’heure espagnole Verdi: Rigoletto
MOSKAU | BOLSCHOI THEATER | STANISLAWSKI- UND NEMIROWITSCH-DANTSCHENKO-MUSIKTHEATER

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Der Theaterregisseur Vladislavs Nastavševs hat in der Oper schon debütiert. Seine Inszenierung von Bizets «Perlenfischern» auf der Kammerbühne des Bolschoi Theaters vor einem Jahr – die Handlung spielte in einem Probenraum – bestach durch ihre szenische Klarheit. Für das Diptychon aus Prokofjews «Maddalena» und Ravels «L’heure espagnole» scharte Nas­tavševs  nun ein Dutzend gut ausgebildeter Statisten um sich, die ihm dabei halfen, «gutes Wetter zu machen».

«Maddalena» ist eine verhängnisvolle Tragödie, in der junge Frauen und Männer der Intelligenzija zu Beginn des 20. Jahrhunderts als eine Art «Corps de Ballet» für die sich stürmisch entwickelnde Handlung fungieren. Die «Femme fatale» (stilecht: Xenia Muslanova) bringt den leidenschaftlichen Genaro (sängerisch phänomenal: Alexander Tschernov) um den Verstand – und ebenso den eigentlich ausgeglichenen Stenio (überzeugend: Roman Bobrov). Jeder Wendepunkt wird mit unglaublicher Intensität gespielt, so als sei diese schreckliche Geschichte Spiegelbild der (zumindest in Russland) aggressiven Spätmoderne. Vertieft wird die Fragilität des Dramas noch durch die zornige Attitüde der Statisten.

In Ravels «L’heure espagnole» verwandeln sie ...

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Opernwelt Januar 2022
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Alexej Parin, Konstantin Nikischin

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