Strahlende Einfälle
Endlich einmal dürfen die Musikkritiker ihren Arbeitsauftrag als Geigerzähler beim Wort nehmen, denn in dieser Opernnovität geht es – vordergründig? – um Atomstrahlung und andere Verheerungen. Wenn John Adams in Sachen J. Robert Oppenheimer zum Komponiergriffel greift (oder zum Computer-Keyboard), dann schlagen diesmal Physikerherzen höher, denn hier kommt zum Quartensprung der Quantensprung und zum Dreiklang der Dreisatz. Beherrscht sonst eher die Metaphysik die Opernbühne, so sind diesmal die Ingenieure des Weltenbaus die Helden. Im Opernhaus von San Francisco erweist sich «Dr.
Atomic» (alias J. Robert Oppenheimer) zwar als erfolgsorientierter Technokrat, der vor allem seinen Auftrag erfüllen und alle Verantwortung den Entscheidungsträgern in der Politik überlassen will.
Doch so ganz zum technologischen Erfüllungsgehilfen mag Peter Sellars, der Mitinitiator, Librettist und Uraufführungsregisseur dieser Oper, den Titelhelden dann doch nicht machen. Also schreibt er Oppenheimer in seinem Libretto, das er aus denkbar heterogenen Quellen zusammengefügt hat, einen großen Monolog, in dem der Physiker mit Zitaten aus dem «Holy Sonnet XIV» des Dichters John Donne in d-moll mit sich und ...
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Merkwürdig: Je ärger die Berliner Opernkrise sich in den letzten Jahren zuspitzte, desto makelloser glänzte die Staatskapelle Berlin. Fast als «pièce de résistence» und Insel der Herrlichkeit inmitten eines Molochs. Schon zum vierten Mal (nach 2000, 2004 und 2005) ist das Orchester zum besten Klangkörper eines Opernjahres gewählt worden. Ein Grund zu sagen: So...
Schumann. Er erinnert an Robert Schumann, ein bisschen. Nicht physiognomisch, dafür ist er viel zu schlaksig. Auch ist nicht bekannt, dass Schumann sich der Welt je unrasiert gezeigt hätte. Nein, vor allem das Tempo ist es, das Tempo einer Schumann-Sonate: so rasch wie möglich. Und eben diese Spielanweisung scheint es irgendwo im Hinterkopf dieses erstaunlich...
Gedanken
Warum Musiktheater? Warum überhaupt komponieren? Immer wieder stellt sich mir diese Frage, wenn ich sprachlich auf Musik zugehe, auf ihre Geschichte und Gegenwart, ihre Rezeption und institutionellen Bedingungen. Und zugespitzt begegnet sie einem, wenn das Sujet selbst auf Sprache gründet, sie erzeugt und von ihr umgeben ist, wie es im Musiktheater der...