Sternstunde

Falla: El amor brujo – El fuego y la palabra
Bologna | Teatro Comunale

Opernwelt - Logo

Einige Fragen vorweg: Ist «El amor brujo» überhaupt eine Oper? Womöglich eher ein Monodram? Oder eine Miniatur-Zarzuela? Und welche der vier verfügbaren Versionen spiegelt die Intentionen des Komponisten am besten wider? Mit «Gitanería» jedenfalls war das Konzept überschrieben, das die berühmte Flamenco-Sängerin und -Tänzerin Pastora Imperio 1914 dem Komponisten Manuel de Falla überreichte.

 Der katalanische Regisseur Carlus Padrissa hat nun auf der Grundlage des «Urtextes» eine Fassung erstellt, die man aus werkphilologischer Sicht als «kontaminiert» bezeichnen darf, da sie Nummern der Originalpartitur mit Fragmenten aus diversen anderen Ballett- und Orchesterkompositionen Fallas verknüpft, darunter «Noches en los jardines de Espana», «El sombrero de tres picos» und «La vida breve». Ferner verwendet Padrissa das Volkslied «Amor gitano» sowie einige Improvisationen für Gitarre, die Miguel Ángel Cortés auf der Bühne virtuos zum Besten gibt, auch wenn das Klangbild aufgrund übermäßiger Mikrofon-Verstärkung unter dem Strich diffus bleibt.

Dank all dieser Zutaten wächst die Dauer der Aufführung auf respektable 90 Minuten an, aufgelockert durch ausgefeilte Choreografien und großzügig ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt April 2017
Rubrik: Panorama, Seite 37
von Carlo Vitali

Weitere Beiträge
Keltisch, kantig

«Der Wind wütete, hoch schwollen die Wogen, schwer wog die Luft von Dunkelheit. Der Ozean verfinsterte sich und der Regen peitschte in Stößen herab.» So beschrieb der Mediävist Joseph Bédier in seiner 1900 erschienenen Nacherzählung des Tristan-Stoffs das Meer. Derart wild geht es an der Cardiff Bay am Abend der Premiere von Frank Martins «Le Vin herbé» zwar nicht...

Luftgymnastik

Die Dame trägt Rot. Lang an ihrem schmal-schlanken Körper herabfließendes, samtenes Rot. Steht ihr gut, wo sie doch jetzt die (attraktive) Gattin eines (einfluss-)reichen Mannes ist, nicht mehr nur Bild für die anderen. Also spielt Lulu, die seit Menschengedenken diesen Namen nicht mehr trägt, die ihr zugedachte Rolle, spielt sie mit versuchter Würde. So ganz...

Kosmischer Knuddel

«Chi a una sola è fedele verso l’altre è crudele», sagt Don Giovanni zu Beginn des zweiten Aktes zu Leporello: Wer einer einzigen treu bleibe, sei grausam zu allen anderen. Bei Seho Chang in Linz wirkt dies irgendwie drollig, denn der Koreaner ist von der Erscheinung her eher rundlich-knuddelig. Möglicherweise appelliert er an den Mutterinstinkt – ein nicht zu...