Steile Lernkurve
Daten sind wichtig in diesen Tagen, weil sie Kontext liefern in einer sich rasant verändernden Lage. Ende Mai diskutiert Österreich das Klein-Klein von Hygiene-Regeln für Live-Chorproben, die Schweiz will Veranstaltungen mit 300 Personen wieder zulassen, auch in Deutschland, wo man mit föderalem Regelsalat hadert, kommen Musiker wieder zusammen. In London bleiben Läden und Cafés geschlossen. Und Manhattans Straßen sind wie ausgestorben. Trotzdem spielt die New Yorker Heartbeat Opera vor internationalem Publikum. Die findige Kompanie hat sich angepasst – und setzt mit «Lady M.
» auf «Zoom».
Zahllose Chöre und Orchester haben sich in den vergangenen Monaten online zu Proben getroffen – unter großen Einschränkungen. Zwar können Kammerbesetzungen mit viel Geduld und etwas Hardware (externes Audio-Interface, Mikro, Kopfhörer, optimierter Internetverbindung) die Zeitverzögerungen der Klangübertragung reduzieren: Eine Software wie «SoundJack» (Digital Stage) schafft die Verbindung für bis zu sechs technikaffine Musiker. Größere Ensembles allerdings brauchen einen eigenen Server. Den Normalverbraucher bleiben Zoom, Skype & Co, wo Pegelwaage und große Latenz jedem Versuch musikalischer ...
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Opernwelt Juli 2020
Rubrik: Focus Spezial, Seite 13
von Wiebke Roloff-Halsey
Der Kampf mit einem «unsichtbaren Feind» (so formulierte unter anderem Angela Merkel) bringt uns alle in Lebenssituationen, die gleichermaßen ungewohnt wie ungemütlich sind. Und so fremdeln wir alle – mehr oder weniger elegant, mehr oder weniger gekonnt – mit dem, was neuerdings in der (Post-)Corona-Realität «normal» ist. Sichtbares Accessoire dieses Kampfes,...
Der Investitionsrückgang öffentlicher Ausgaben infolge der deutschen Sparpolitik in den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten hat bei den Theatern zu einem fatalen Sanierungsstau geführt. Etwa 80 Prozent der mehr als 300 öffentlich subventionierten Häuser gelten als sanierungsbedürftig, rund 40 Gebäude werden aktuell renoviert. Über die weiteren 1000 privaten Theater...
Natürlich hat Goethes Theaterdirektor recht: «Die Masse könnt ihr nur durch Masse zwingen. Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus. Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen, und jeder geht zufrieden aus dem Haus.» In diesen unerfreulichen Zeiten hätte man freilich auch Lust, der Hochsprache des Dichterfürsten den phonetischen Kiezjargon Bora Dagtekins...