Spielt mir das Lied vom Tod

Puccini: Il trittico
ESSEN | AALTO-MUSIKTHEATER

Es sind mehr als feine Unterschiede: «Il tabarro» spielt in der Gegenwart, «Suor Angelica» im 17., «Gianni Schicchi» im 13. Jahrhundert. Inhaltlich verbindet Puccinis drei Einakter wenig, auch der Begriff «trittico« stammt nicht vom Komponisten, sondern mutmaßlich von seinem Verleger Ricordi. Regisseur Roland Schwab findet in Essen dennoch Verbindendes, zumal den traumatisierenden Tod eines Kindes.

Im «Tabarro» ist er Ursache einer zusehends entfremdeten Beziehung, im Mittelstück stirbt der uneheliche Sohn der traurigen Suor Angelica, in «Gianni Schicchi» ist es der Tod des reichen Familienoberhauptes Donati, der den Titelhelden auf den Plan ruft, um mit der Habgier der Hinterbliebenen abzurechnen. Auch hier schlägt das Schicksal zu. Nur eben herrlich komisch. Doch der Reihe nach.

Das Bühnenbild von Piero Vinciguerra zeigt zunächst ein Becken. Ein Kind mit Schulranzen liegt darin, tot, von einem riesigen Deckenspiegel eingefangen wie eine traurige Erinnerung. Michele (Heiko Trinsinger als Film-noir-Figur) und Giorgetta (mit viel Schmelz: Annemarie Kremer) können sich nicht mehr in die Augen schauen, auch weil der Hafenarbeiter Luigi (Sergey Polyakov im Feinripp-Shirt und in Jeans) ...

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Opernwelt März 2022
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Sabine Weber

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