Divine Irene

Händel: Theodora
LONDON | ROYAL OPERA HOUSE

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Erstmals seit seiner Uraufführung 1750 ist das dramatische Oratorium »Theodora« am Royal Opera House wieder herausgekommen – in einer neuen Inszenierung mit »feministischer Brille« und »vielen Neuigkeiten«, wie Regisseurin Katie Mitchell verspricht. In der Tat hat die Titelheldin vermutlich zuvor noch auf keiner Bühne Bomben gebastelt. Hier tut sie das, zusammen ihren christlichen Glaubensbrüdern und -schwestern sowie Freundin Irene.

Die Handlung ist aus dem Antiochia des 4. Jahrhunderts in die Gegenwart verlegt.

Wir befinden uns m Botschaftsgebäude des römischen Diplomaten Valens. Ausgerechnet in der dazugehörigen Großküche werden heimlich Messen gehalten und Verschwörungen geplant – eine riskante Setzung. Da entstehen viele logische Fallstricke, und etliche davon reißen.  Das Bühnenbild aus sechs klar gestalteten Räumen (Chloe Lamford) bewegt sich langsam seitlich, hin und her, vom Hausbordell über den Festsaal und die erwähnte Küche bis zur Kältekammer samt Schweinehälften. Das schafft Platz für etliche Parallelhandlungen, die manchmal helfen, die szenische Spannung in Händels langen Da-capo-Arien zu halten. Oft aber ist das einfach willkürlich, so etwa beim Massaker, das die ...

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Opernwelt März 2022
Rubrik: Panorama, Seite 58
von Stephan Knies

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