So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen
Ach, wie einfach wäre die Angelegenheit, würde man sich an das zugegeben kühne Theorem Markus Gabriels halten und behaupten, dass das, was allgemein mit dem Begriff «Welt» umschrieben wird, im Grunde gar nicht existiere. Nun ist es aber leider erstens nicht so, dass man diese Welt, verstanden als Ensemble stofflicher Gegenstände, ignorieren kann, und zum zweiten meinte der deutsche Philosoph es auch nicht wörtlich, als er 2013 sein Traktat «Warum es die Welt nicht gibt» vorlegte.
Man kommt also an der Welt, sei sie ein Wittgenstein’scher Fall, subjektive Schöpfung oder lediglich eine Enthüllung à la Heidegger, nicht vorbei. Die Frage ist nur: Wie ist sie beschaffen, diese Welt?
Gottfried Wilhelm Leibniz sah die Dinge und Gegebenheiten in ihr, obschon ein Kind des brutalen 30-jährigen Krieges, außerordentlich positiv; er hielt die vorgefundene Welt für die beste aller möglichen und erkannte darin eine prästabilierte Harmonie. François-Marie Arouet mochte ihm in diesem Punkt keineswegs beipflichten; er lehnte Leibniz’ idealistischen Ansatz ebenso ab, wie er die optimistisch errichteten Ideengebäude Popes und Shaftesburys als einsturzgefährdet erachtete; wenn schon Welt, dann ...
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Opernwelt März 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Jürgen Otten
Ein Märchen ist ein Märchen. In diesem besonderen Fall zwar eines für Erwachsene, aber doch für solche, die im Innersten Kinder geblieben sind. Wo in der Fabel für die echten Kleinen die Prinzessin und der Prinz sich suchen und nach einigen Prüfungen dann auch finden, sind es hier die Kaiserin und der Kaiser, die als namenlose Idealgestalten traumverloren über die...
Vom Märchen zur Satire ist es oft nur ein Trippelschritt: Als der russische Theaterregisseur Wsewolod Meyerhold die Fabel «Die Liebe zu den drei Orangen» in die Finger bekam, ein quirliges Commedia-dell’Arte-Stück von Carlo Gozzi aus dem 18. Jahrhundert, erkannte er darin eine nachgerade perfekte Vorlage, um seine Idee vom antirealistischen Theater zu erproben....
Die Prinzessin von Trapezunt ist eine Puppe im Wachsfiguren -kabinett des Schaustellers Cabriolo. Beim Abstauben der Figuren bricht seine Tochter Zanetta der Prinzessin aus Versehen die Nase ab und schlüpft kurzentschlossen in deren Kleider. Die Menge strömt jedoch nicht zu den Gauklern, sondern zur Lotterie nebenan. Nur der junge Prinz Raphaël ist neugierig,...