So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen
Ach, wie einfach wäre die Angelegenheit, würde man sich an das zugegeben kühne Theorem Markus Gabriels halten und behaupten, dass das, was allgemein mit dem Begriff «Welt» umschrieben wird, im Grunde gar nicht existiere. Nun ist es aber leider erstens nicht so, dass man diese Welt, verstanden als Ensemble stofflicher Gegenstände, ignorieren kann, und zum zweiten meinte der deutsche Philosoph es auch nicht wörtlich, als er 2013 sein Traktat «Warum es die Welt nicht gibt» vorlegte.
Man kommt also an der Welt, sei sie ein Wittgenstein’scher Fall, subjektive Schöpfung oder lediglich eine Enthüllung à la Heidegger, nicht vorbei. Die Frage ist nur: Wie ist sie beschaffen, diese Welt?
Gottfried Wilhelm Leibniz sah die Dinge und Gegebenheiten in ihr, obschon ein Kind des brutalen 30-jährigen Krieges, außerordentlich positiv; er hielt die vorgefundene Welt für die beste aller möglichen und erkannte darin eine prästabilierte Harmonie. François-Marie Arouet mochte ihm in diesem Punkt keineswegs beipflichten; er lehnte Leibniz’ idealistischen Ansatz ebenso ab, wie er die optimistisch errichteten Ideengebäude Popes und Shaftesburys als einsturzgefährdet erachtete; wenn schon Welt, dann ...
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Opernwelt März 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Jürgen Otten
Wer die dritte Aufführung der neuen «Carmen» an der Met erlebte, bekam wahrscheinlich einen besseren Eindruck von den Intentionen der Regisseurin Carrie Cracknell und des Dirigenten Daniele Rustioni als zur Premiere: Piotr Beczała, der vorgesehene Don José, hatte die ersten beiden Aufführungen krankheitsbedingt verpasst. Glaubt man den Kritiken und einer...
Als Charpentiers «David et Jonathas» im Jahr 1688 am Pariser Collège Louis-le-Grand uraufgeführt wurde, stand die Musik nicht allein für sich: Zwischen die fünf Akte schoben die Zöglinge der (als Lycée bis heute renommierten) Jesuitenschule eine lateinische Tragödie namens «Saül» über den ersten König Israels und sein verlorenes Kriegsglück im Kampf gegen die...
Die Musik, die ich suche, ist mit dem Raum geschrieben: Sie ist in keinem Raum gleich, sondern arbeitet mit ihm», schrieb Luigi Nono mitten in der Entstehung seines «Prometeo», der im September 1984 als einziges Werk der Biennale Musica in Venedig uraufgeführt werden sollte. Das historische Unternehmen war Ergebnis einer außergewöhnlichen kollektiven künstlerischen...