Sehnsüchte
Schon während der Aufführung hätte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können.
Als sich am Ende, nach knapp zwei Stunden, die Bühnenrampen zu beiden Seiten des rund umlaufenden Podests in der aufgelassenen Gebläsehalle des Duisburger Industrieparks senkten und, bei langsam verlöschendem Licht, alle Mitwirkenden wie in einen schwarzen Sarkophag einschlossen, herrschte lange gebannte Stille, bis endlich der Beifall einsetzte – Bann der Traumverlorenheit, die von diesem einzigartigen Stück ausging, Bann aber auch des strengen Glücks einer (fast) vollkommenen Aufführung.
Der Welschschweizer Frank Martin (1890-1974) gehört zu den großen Unzeitgemäßen unter den Komponisten des 20. Jahrhunderts. Abseits von allen Schulen hat er ein Lebenswerk geschaffen, das die Zeitgenossenschaft zwar nicht leugnet, aber doch alle Anregungen – Impressionismus, Neoklassik, Zwölftonmusik – zu einem eigentümlich zwischen Archaik und Moderne changierenden Personalstil verschmilzt. Hört man mit unkonzentriertem Ohr hin, so glaubt man, in Martins suggestivem, zwischen lyrisch ausdifferenziertem Serialismus und modalen Ostinati gleitendem Legendenton einer hybriden Mischung aus Debussy und Orff ...
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Opernwelt November 2007
Rubrik: Im Focus, Seite 21
von Uwe Schweikert, Michael Struck-Schloen
Wunderkind der Moderne oder letzter Romantiker? – so lautet die Frage, die das internationale Symposion zum fünfzigsten Todestag von Erich Wolfgang Korngold in Bern gestellt hat. Unter der Leitung von Arne Stollberg präsentierten vom 13. bis 16. September über zwanzig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Räumen der Berner Hochschule der Künste eine...
Als Joan Sutherland 1969 in Hamburg als Cleopatra in Händels «Giulio Cesare» ihr lange erwartetes Deutschland-Debüt gab, charakterisierte Horst Koegler ihre Erscheinung in der «Stuttgarter Zeitung» folgendermaßen: «Von Gestalt eher eine Walküre ... mit einem etwas planen Gesicht und molligen Armen ... bewegt sie sich mit der Grazie einer leicht übergewichtigen...
Er kam, strahlte und siegte», schrieb die «Frankfurter Rundschau» im Juli 2006. Die Rede ist von dem neuen Osnabrücker Intendanten Holger Schultze, der seit seinem Amtsantritt im September 2005 ein wahres Theaterfieber entfacht hat. Osnabrück, am Rand des Teutoburger Waldes im südwestlichen Zipfel Niedersachsens gelegen, gehört zu den kulturellen Mauerblümchen...