Vom Hellen ins Dunkle
Wer die Schönheit sucht, wird in den Filmen dieses Künstlers nur fündig, wenn er sich auf eine lange Reise begibt, vom Licht ins Dunkel. Filme von Michael Haneke sind eine Zumutung. Sie verstören, sie sind – dafür genügt es schon, allein «Funny Games» von 1997 anzuschauen – imstande, binnen zwei Stunden jeglichen Glauben an die Menschheit verlieren zu lassen. Sie werfen ein hartes, grelles, schonungsloses Licht auf unsere Spezies.
Aber sie tun dies nur, um das Dahinter zu offenbaren, in Form eines dialektischen Prozesses, den aber nur der durchschaut, der sich ganz und gar einlassen kann auf diese Ästhetik.
Spielte in den Arbeiten bis um die Jahrtausendwende (man denke nur an die «Klavierspielerin» mit der umwerfend-bösen Isabelle Huppert) der Sadismus dabei noch eine wichtige Rolle, hat sich Hanekes Ästhetik danach leicht verschoben. Schon sein Film «Das weiße Band» (2009) ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Phänomen von Wahrheit und Lüge, zugleich ist er eine Abrechnung mit dem bigotten Protestantismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein sehr trauriger, trister Film ist das, schwer auszuhalten. Noch schwerer auszuhalten aber ist Hanekes vermutlich größtes ...
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Opernwelt März 2022
Rubrik: Magazin, Seite 78
von Jürgen Otten
Opernkritiker zu sein, das bedeutet manches Mal, mit dem eigenen Zynismus klarkommen zu müssen; mindestens aber mit dem Zynismus, der irgendwie in der Luft liegt, wohnt man einer Premiere an einem «großen» Hause bei. Diese Mischung aus Voreingenommenheit, Müdigkeit und vorauseilender Schadenfreude – wir kennen sie alle. Seien wir ehrlich.
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