Schwäbischer Wildwest
Eine merkwürdige, vielfach bestätigte Erfahrung: die Premiere einer Neuinszenierung, endend in einer Schlacht zwischen Buh und Bravo, von den Medien kontrovers kommentiert. Die zweite Vorstellung sodann ungestört, mit ein paar vereinzelten Buhrufen, die sich eher wie ein Accent aigu zur allgemeinen Zustimmung ausnehmen.
So jetzt wieder bei der Neuproduktion von Puccinis «La fanciulla del West» in der Stuttgarter Staatsoper – dem eigentlichen lokalen Debüt des umstrittenen Calixto Bieito nach seiner vorgezogenen, überraschend einhellig akklamierten «Jenufa»-Einspringproduktion vor ein paar Monaten.
Schwäbischer Opern-Wildwest also, von Bieito und seinen beiden Designern Alfons Flores und Mercé Paloma angesiedelt in einem Hollywood-Studio als Musicalshow vor einem Touristen-Publikum. Der erste Akt komplett überkandidelt mit Indianerüberfall, der zweite in Minnies beengtem zweistöckigen Wohncontainer, der pausenlos weggeräumt wird für den Freiraum des dritten Aktes, in dessen Spiegeln wir uns wieder einmal selbst erkennen dürfen. Daselbst dann der Showdown mit der Hinrichtung der beiden Rivalen als Samurai-Ritual. Beide dürfen aber wiederauferstehen nach Minnies Ex-machina-Auftritt ...
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