Schluck aus der Pulle
Oldenburgs Theater ist für eine Spielzeit aus der Innenstadt gezogen. Nach draußen, aufs freie Land. Dort, in einem seit Jahren stillgelegten Fliegerhorst, hat man eine ehemalige Flugzeugwartungshalle für ein hübsches Sümmchen umgebaut, sie sozusagen entmilitarisiert und theatralisiert, ihr dabei unter anderem eine Zuschauertribüne, einen Orchestergraben und eine breit ausladende Bühne verpasst. Dort spielt man, während das historische Große Haus renoviert wird, Oper, Schauspiel und Tanztheater.
Unter größtem Publikumszuspruch, wie die Intendanz in einer Pressemitteilung kürzlich verkünden ließ. Was für die Oper nicht zuletzt an der hervorragenden Akustik liegen mag, die sich mit einem aufgefächerten Orchesterklang und klar darüberliegenden Gesangsstimmen bietet.
Grund genug, Wagner zu wagen. Und tatsächlich erlebte man in der «Walküre» einen Hörgenuss von beachtlicher Qualität. Das Orchester unter dem musikalischen Oberleiter Thomas Dorsch (das Theater hat sich nach dem Weggang von Alexander Rumpf immer noch nicht für einen neuen GMD entscheiden können) klang sängerfreundlich bei den zahlreichen Parlando-Stellen des Werkes und blühte bei den emotionalen Höhepunkten auf, ohne ...
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Opernwelt April 2011
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Gerhart Asche
Tschaikowskys «Eugen Onegin» verlangt eine genaue Kenntnis der sozialen, psychologischen, gesellschaftlichen und politischen Lebensbedingungen der Menschen um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Russland. Verloren in den Weiten eines unendlichen Landes, Rückständigkeit bei der anderswo rasch sich entwickelnden Industrialisierung, Sehnsucht nach einer fernen Welt...
Das Schicksal des «Deutschen Miserere» von Bertolt Brecht und Paul Dessau ist denkwürdig. Umso mehr, da es erst jetzt, sieben Jahrzehnte nach seiner Entstehung, auf einer Opernbühne erscheint. Das packende Stück war als Oratorium gedacht, entstand während des Zweiten Weltkriegs im US-amerikanischen Exil, wurde aber erst 1966 in der DDR konzertant aufgeführt, 1989...
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