Körpertheater
Im Februar stand der Spielplan des Stuttgarter Opernhauses ganz im Zeichen des Balletts, das seinen 50. Geburtstag feierte. Wer dennoch Lust auf Musiktheater hatte, konnte seine Neugier, abseits der üblichen Pfade, gleich zweimal befriedigen – mit Mozarts «La finta giardiniera» in einer szenischen Produktion der Musikhochschule im kleinen Cannstatter Wilhelma-Theater (Premiere am 17. Februar) sowie mit einem szenischen Konzert von Helmut Lachenmanns «Got Lost» anlässlich der Ausstellung von Michaël Borremans im Württembergischen Kunstverein (Premiere am 20. Februar).
Der musikalische Geniestreich des 19-jährigen Mozart und Lachenmanns Hommage an die menschliche Stimme haben scheinbar nichts miteinander gemein und rückten doch durch ihre szenische Präsentation in eine erstaunliche Nähe.
Was bei Lachenmann zur erklärten Intention des knapp halbstündigen Stücks gehört, musste die Regisseurin Sandra Leupold aus Mozarts dramma giocoso erst herauskitzeln – dass nicht nur die Stimme, sondern auch der Körper des Sängers einem musikalischen Impuls folgt. Wie schon in ihrer brillanten Inszenierung des «Don Giovanni» in Heidelberg 2005 (siehe OW 11/2005) sehen wir keine realistischen, sondern ...
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Opernwelt April 2011
Rubrik: Magazin, Seite 66
von Uwe Schweikert
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Wirklich? Daran kann ich mich gar nicht erinnern...
Die «Erzähl»-Oper, hieß es da, sei ein Auslaufmodell, eine Sackgasse. Viele dachten damals, «The Silver Tassie» nach Sean O’Casey sei die letzte Turnage-Oper. Jetzt haben Sie es doch wieder gemacht...
Das ist schon...
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