Schaler Traum

Martinů: Julietta
Wuppertal | Opernhaus

Opernwelt - Logo

Nach wie vor gilt Bohuslav Martinůs «Julietta» als Rarität, obwohl es in letzter Zeit einige gelungene Wiederbelebungsversuche gab, darunter in Berlin, Zürich und Frankfurt. Nun hat sich – in deutscher Fassung – auch das Wuppertaler Opernhaus auf dieses formal eigenwillige Werk eingelassen, das Sprechgesang, gesprochene Dialoge, Volkstümliches, Jazziges und zwischen Debussy und Janáček oszillierende Klänge auf schroff kontrastierende Weise zusammenzwingt.

Das eigentliche «Problem» dieser Schöpfung indes scheint sein Sujet zu sein.

Denn im Vorwort beschrieb der Komponist die Traumwelt seiner Oper, als wolle er die allgegenwärtige (banal-virtuelle) Welt von heute skizzieren: «Alles Reale erscheint fiktiv, und alle Fiktionen nehmen die Gestalt von Realität an.» Im Mittelpunkt der surreal-verworrenen Geschichte steht der Buchhändler Michel, den die Erinnerung an eine schöne junge Frau nicht loslässt. Jahre später kehrt er an jenen Ort am Meer zurück, wo sie sich einst flüchtig begegneten. Doch alle Menschen, die dort leben, haben ihr Gedächtnis verloren. Immer mehr taumelt Michel in eine Traumwelt, in der Realität, Illusion und die Zeiten einander überblenden.

Die dem Bühnenwerk ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt April 2018
Rubrik: Panorama, Seite 52
von Regine Müller

Weitere Beiträge
Kosmos Schubert

Es gibt nichts, was Schuberts «Winterreise» sich nicht bereits hätte gefallen lassen müssen – von Matthias Loibners naiv naturalistischer Version für Drehleier und Sopran bis zu Hans Zenders «komponierter Interpretation» für Tenor und kleines Orchester, von den zahllosen szenischen Realisierungen ganz abgesehen. Jetzt hat der Pianist Maurice Lammerts van Bueren den...

Höllisches Spektakel

Donnerwetter! Allein dieser eine Mann würde genügen, der ersten polnischen «Meistersinger»-Aufführung seit fast 100 Jahren einen runden Erfolg zu bescheren: Frank van Hove ist als studierter Theologe und Philosoph der geborene Hans Sachs, und er singt ihn mit bewundernswert deutlicher Artikulation, bergseewasserklar, durchdringend, jederzeit auch schauspielerisch...

Pralles Volkstheater

Auf Martin Schüler ist Verlass: Der Intendant des Staatstheaters Cottbus macht immer «Kultur für alle», bringt im letzten verbliebenen Opernhaus des Landes Brandenburg Musiktheater so auf die Bühne, dass sowohl seine Ü65-Stammgäste als auch zwangsbeglückte Schulklassen Spaß daran haben. Mögen sich andere darüber den Kopf zerbrechen, ob man in Zeiten von #MeToo Don...