Rossini: Der Barbier von Sevilla
Rossinis «Barbiere» wird, allen unter der heiteren Oberfläche verborgenen Abgründen zum Trotz, gern auf den Boulevard der unbekümmerten Lustbarkeiten geschickt. Wer Doktor Bartolo als gockeligen Trottel vorführt, Rosina als ein in Liebesdingen vollreifes Girlie präsentiert, Almaviva zum flotten Freier stilisiert und in Figaro die auf Verkupplungsgeschäfte spezialisierte Frohnatur erblickt, hat die Lacher auf seiner Seite.
Auf die Karte einer vornehmlich mit Slapstick-Effekten operierenden Pop-Commedia, die das 1816 uraufgeführte Stück aus dem Kontext der frühindustriellen Revolution in die medial formatierte Bilderwelt unserer postindustriellen Gegenwart katapultieren soll, setzen nun Timothy Coleman (Regie), Matthias Nitsche (Bühne) sowie Andreas Meyer und Wolfgang Scharfenberger (Kostüme) im Kleinen Haus des Musiktheaters im Revier. Kai Tietje, der sich vor allem als Kapellmeister der wieder einmal zur Disposition gestellten Neuen Philharmonie Westfalen (siehe Kommentar) beherzt für den Unterhaltungswert der von Beaumarchais geborgten Story engagierte, und die Hausdramaturgin Wiebke Hetmanek hatten dem Inszenierungsteam eine in knackigem Jargon gehaltene deutsche Fassung des ...
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«Fünftklassig» – so wurde Ottorino Respighi durch seinen Enkelschüler György Ligeti eingestuft. Es darf bezweifelt werden, ob Ligetis stupendes musikhistorisches Bewusstsein hier mehr als nur die römische Orchestertrilogie parat hatte. Denn angesichts der jetzt erstmals eingespielten Oper «La Campana sommersa» (1923-1927) bedarf das gängige Respighi-Bild dringend...
Rechts die in Schieflage geratene Flanke eines italienischen Logentheaters, aus dem heraus Surin, Tomski und Tschekalinski Hermann wie ein Versuchskaninchen fixieren und in dem diesem seine wahnhaften Visionen erscheinen. Links ein luxuriöses Rokoko-Boudoir aus Plexiglas, das nach Eis aussieht und Auskunft gibt über den Zustand seiner Gefühle. Francesca Zambellos...
Wo beim jüngsten Auftragswerk der Vlaamse Opera «Richard III» draufsteht, da ist tatsächlich auch «Richard III» drin. Librettist Ian Burton hat eindeutig und wiedererkennbar an Shakespeare entlang verdichtet. Bis hin zum finalen Stoßseufzer nach dem Pferd, das Richard am Ende seiner Karriere gegen sein Königreich eintauschen will. Giorgio Battistellis Musik, die...