Reizharmonie
Mit Holsts «Savitri» begann es, und Holst-Sinfonietta hieß fortan auch das Orchester. Waltons «Bär» folgte, Korngolds «Stumme Serenade», Brittens «Rape of Lucretia» und «Noye’s Fludde», aber immer auch Zeitgenössisches: Rihms «Jakob Lenz», Anno Schreiers «Kein Ort. Nirgends» oder Claude Viviers «Kopernikus». Eines springt allemal ins Auge: Was die Freiburger Young Opera Company (YOC) in ihren bis dato 20 Jahren auf die Bühne brachte, war stets das Besondere, die Rarität abseits vom Mainstream.
Jüngst, zum kleinen Jubiläum, war’s nicht anders.
Mehr als 70 Leute kamen für «Die drei Rätsel» hinter, vor und auf der Bühne zusammen: Detlev Glanerts Oper «für Kinder und Erwachsene» vom rotzig-kessen kleinen Lasso und der mutig eroberten Prinzessin Scharada bedeutete vom Aufwand her einen Rekord. Gut drei Dutzend Jungmusiker leisteten im E-Werk exzellente Arbeit. Gesteuert wurden sie so punktgenau wie abgestuft vom findig-klugen YOC-Prinzipal Klaus Simon (46). Zur Geltung kam, was Glanert ausmacht: Das sind die vorherrschende Melodie und die kleinen Widerhaken darin, die Reizharmonien und der pulsierende Rhythmus, die Mischung aus post-Offenbach’scher Pikanterie und post-Weill’scher ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Dezember 2014
Rubrik: Magazin, Seite 77
von Heinz W. Koch
Anita Cerquetti war eine der enigmatischsten Erscheinungen der jüngeren Operngeschichte. Mit 20 debütierte sie 1951 als Aida in Spoleto, in den folgenden Jahren arbeitete sie sich mühsam durch die Provinz und in die erste Reihe vor. Ihre große Stunde schlug, als sie im Januar 1958 nach dem skandalumwitterten «Norma»-Abbruch in Rom für die Assoluta Maria Callas...
Sie geben ein Interview, dabei müssen Sie gleich auf die Bühne. Macht es Ihnen nichts aus, jetzt noch so viel zu sprechen?
Mich kümmert das nicht so. Ich habe mir eine positive Form der Routine angewöhnt. Ob Vorstellung oder Probe: Ich versuche, den Tag so normal wie möglich zu gestalten und mich nicht verrückt zu machen.
Wie sieht bei Ihnen denn ein Vorstellungstag...
Wie ein Filmdrehbuch hat Hugo von Hofmannsthal das Libretto des «Rosenkavalier» abgefasst, jede Nuance des Bühnengeschehens genau festgelegt. Über Jahrzehnte hinweg, von der Dresdner Uraufführung (1911) an, hielten sich Regisseure penibel an diese Vorgaben. Noch bis in die jüngste Zeit galten die traditionellen Inszenierungen eines Rudolf Hartmann oder Otto Schenk...