Puccini: La Bohème
Ihren Höhepunkt erlebt Peter Grisebachs Bremerhavener «Bohème»-Inszenierung im zweiten Bild. Da ist die Bühnenmaschinerie des vor einigen Jahren runderneuerten Großen Hauses im Totaleinsatz, wenn Podeste sich heben und senken und die Terrasse des Café Momus von der Seite zunächst herein- und später wieder hinausgeschoben wird, alles belebt von bunt kostümiertem Bühnenvolk – eine spektakuläre Szene, die viel herüberbringt von der ausgelassenen Feierstimmung, mit der man bei unseren französischen Nachbarn den bei uns so besinnlichen Heiligabend begeht.
Und auch einen musikalischen Glanzpunkt bietet Bremerhaven an dieser Stelle des Werkes, wenn Franka Kraneis als Musette ihren Walzer mit erotischer Spannung sowohl in der Gesangsdiktion als auch in der Körpersprache präsentiert und Michael Dewis als Marcello ihr mit großer stimmlicher Geste assistiert. Zwei Leistungen, mit denen die beiden Sänger auch an größeren Häusern durchaus Fortune machen würden. Beispielhaft auch, wie Stephan Tetzlaff und sein gut geschultes Orchester diese Szene aufbauen, bruchlos in ständiger Steigerung von der Solonummer zum großen Ensemble.
Nun enthält «La Bohème» natürlich nicht nur überschäumende ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Man kann leicht über Franco Zeffirellis Wiener «Carmen»-Inszenierung spotten, über den Aufwand – Kulissen, 500 Mitwirkende und acht Pferde –, der umgekehrt proportional zur inhaltlichen Leere der szenischen Deutung steht. Doch eines muss man Zeffirelli lassen: Als Filmregisseur der Live-Übertragung hat er den Dirigenten, weit über das übliche Maß hinaus,...
Mit der 1928 in Wien herausgebrachten «Herzogin von Chicago» lag Emmerich Kálmán im Trend. Die klassische europäische Operette war klapprig geworden, kein Wunder nach den vielen Champagnerexzessen. Der jüngere Vetter aus Amerika, das Musical, drohte sie über den Haufen zu rennen. Da kam eine Frischzellenkur wie dieser in Gesang und Tanz ausgetragene «Kulturkampf»...
Die Hauptstadt der Region Lothringen Nancy, einstige Residenz der lothringischen Herzöge, bereitet sich auf ein großes Jubiläum vor: In diesem Jahr wird der 250. «Geburtstag» der 1755 eingeweihten Place Stanislas gebührend gefeiert – der damals aus Polen vertriebene König Stanislas I. Leszczynski hatte seinen Baumeister Heré mit der Gestaltung der heute immer noch...