Oratorium in Blau

Münster, Wagner: Lohengrin

Opernwelt - Logo

Von allen Werken Wagners bereitet der einst so populäre «Lohengrin» heute die größten Schwierigkeiten. Der Dichter-Komponist hat hier ein auseinander strebendes Bündel an Motiven – Liebesutopie, Künstlerdrama, politische Parabel, Mysterium über die Zweideutigkeit des Heiligen – zum Weltanschauungstheater zusammengepresst.

Und der ideologische Missbrauch, bis hin zur Gleichsetzung des Schwanenritters mit dem Gründer des Dritten Reiches, drohte das Stück vollends zu sprengen – umso mehr, als er sich ja nicht nur des Stoffs, sondern auch der oftmals arg banal blechbläserklirrenden Musik mit ihren Aufmärschen, Fanfaren, Volksreden und Sieg-Heil-Rufen bedienen konnte.  
Wie einst Wieland Wagner hat Peter Beat Wyrsch um die Zwiespältigkeit des Ganzen einen Bogen gemacht und versucht, sich durch einen Befreiungsschlag aus dem verminten Terrain zwischen Utopie und Ideologie auf die Seite des Rein-Menschlichen zu schlagen. Aber die Zeiten sind nicht mehr so, dass wir an das Märchen vom autonomen, freien Menschen Lohengrin noch glauben können. Und Wyrsch ist auch kein Wieland Wagner, der die formale Stilisierung durch ges­tische Expressivität aufzubrechen wüsste. Zu allem Unglück hat sich ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2005
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Uwe Schweikert

Vergriffen
Weitere Beiträge
Indien, virtuell

Mit seinem ersten Operndirigat im auferstandenen «Teatro La Fenice» huldigte Venedigs Musikchef Marcello Viotti seiner besonderen Leidenschaft: der Pariser «Grand Opéra». Massenets Fünfakter «Le Roi de Lahore», ein seit langem wenig gespielter Klassiker der Gattung, erlebte unter Viotti, der zugleich auch eine kritische Edition der Partitur besorgte, eine...

Europa - nicht entführt, sondern zurückgekehrt

Alle Jahre wieder, am 7. Dezember, dem Tag des Mailänder Stadtheiligen Ambrosius, wird die Saison des Teatro alla Scala feierlich eröffnet. Die «Inaugurazione» ist – auch wenn der Saisonbeginn in den letzten Jahren durch Aufführungen im Herbst, die noch der jeweils vorangegangenen Spielzeit zugeordnet werden, etwas verwischt wird – ein gesellschaft­liches Ereignis...

Don Quijote auf Speed

An der Wiederentdeckung des Opernkomponisten Antonio Vivaldi hat «Orlando Furioso» gewichtigen Anteil: Die weltweit ausgestrahlte szenische Produktion dieser Oper anlässlich des Vivaldi-Jahres 1978 mit Marilyn Horne in der Titelrolle machte ein breites Publikum erstmalig darauf aufmerksam, dass Händel nicht der einzige Barockkomponist gewesen ist, der Opern...