Pralles Volkstheater
Auf Martin Schüler ist Verlass: Der Intendant des Staatstheaters Cottbus macht immer «Kultur für alle», bringt im letzten verbliebenen Opernhaus des Landes Brandenburg Musiktheater so auf die Bühne, dass sowohl seine Ü65-Stammgäste als auch zwangsbeglückte Schulklassen Spaß daran haben. Mögen sich andere darüber den Kopf zerbrechen, ob man in Zeiten von #MeToo Don Giovanni nicht als Urvater aller Harvey Weinsteins zeigen müsste – Schüler inszeniert lieber pralles Volkstheater, ein Dramma giocoso mit deutlicher Betonung auf dem zweiten Wort.
Und sein Ensemble zieht dabei spielfreudig mit. Die Gestik der (stimmlich durchaus mit feinherber Noblesse überzeugenden) Sara Rossi Daldoss als Gast-Anna wirkt hölzern im Vergleich zur eingeschworenen Hausmannschaft, die selbst in den groteskesten Situationen mit beherzter Natürlichkeit agiert.
Christian Henneberg bringt optisch wie vokal alles für den Titelhelden mit und hat auch sichtlich Spaß daran, der Unwiderstehliche zu sein. Während des Balkonständchens steigt er ins Parkett herab, schnappt sich eine Zuschauerin, beginnt einen wirklich heißen Flirt mit ihr – bis Masetto und seine Mannen auftauchen: Blitzschnell hat er sich da hingesetzt ...
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Opernwelt April 2018
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Frederik Hanssen
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