Passion einer Liebe
Der Ungar Jenö Hubay (1858-1937) ist heute nur noch Geigern durch seine virtuosen Violinkompositionen ein Begriff. Braunschweig hat jetzt seine 1923 in Budapest uraufgeführte, zuletzt 1936 in Wien und Chemnitz gespielte Oper «Anna Karenina» ausgegraben.
Hubays Librettisten Alexander Góth und Andor Gabór (der später als kommunistischer Schriftsteller in der Weimarer Republik Karriere machte) haben Tolstois Roman über die leidenschaftlich-selbstzerstörerische Liebe der unglücklich verheirateten Anna Karenina zu dem eitel-selbstgefälligen Grafen Wronskij unter weitgehendem Verzicht auf das vielgestaltige Gesellschaftspanorama zu einem stringenten, zweistündigen Opernabend verdichtet. In vier Bildern verfolgt das Stück, wie Anna den Grafen, der ihr während einer Zugfahrt begehrliche Blicke zugeworfen hatte, auf einem Ball zunächst abweist, ihm dann beim Pferderennen wiederbegegnet, mit ihm nach Italien durchbrennt und schließlich, nach Moskau zurückgekehrt, an seiner erkalteten Liebe verzweifelt und sich, vom Leben entmutigt, vor den Zug wirft. Es ist die musikdramaturgische Stärke des Werks, diese Ehebruchstragödie zweier Menschen, die im seelischen Sinn nichts miteinander zu tun ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt April 2014
Rubrik: Panorama, Seite 31
von Uwe Schweikert
Lang ist das alles schon her: «Così fan tutte» gute acht, «Don Giovanni» sogar knappe elf Jahre. Und stilistischer Stillstand, das Ausruhen auf dem einmal Analysierten, das Zufriedengeben mit dem erfolgreich Erreichten wäre so ziemlich das Letzte, was man mit dem Workaholic Kirill Petrenko verbinden würde. Die Metamorphose verblüfft dennoch. An der Komischen Oper...
Noli me tangere – rührt mich nicht an, scheint der schlanke Mann an der Bühnenrampe uns anzuflehen. Wohin mit den Händen, den Füßen, dem Blick? Hilflos, verspannt steht er da, als der Applaus aufbrandet, für ihn. Blinzelt scheu ins Gegenlicht, lugt verstohlen in den Graben, will unterschlüpfen bei den Choristen. Mark Andre wäre in diesem Moment wohl am liebsten im...
Giulio Caccinis «L’Euridice» entstammt jenen Tagen, als die Oper noch in den Kinderschuhen steckte, ja nicht einmal ihren Namen gefunden hatte. Die Florentiner Camerata, ein Zirkel aus Künstlern und Gelehrten, verfolgte Ende des 16. Jahrhunderts das Ziel, Musik und Dichtung in einem szenischen Gesamtkunstwerk zu vereinen und so das Theater der Antike...