Panischer Stillstand
Eine prominente Auszeichnung in Deutschlands Medienwelt hatte Berlin in den letzten Jahren sicher: Bei der jährlichen Kritikerumfrage der «Opernwelt» bekam die Hauptstadt der Republik regelmäßig den Titel «Ärgernis des Jahres», die rote Laterne der Branche, zugesprochen. Mit dem, was auf den Bühnen passierte, hatte das meist nur wenig zu tun, umso mehr jedoch mit der scheinbar endlosen Soap Opera, die hinter den Kulissen stattfand. Denn so viel Streit, Intrigen, Rücktritte und Skandale wie in und um Berlins Opern hat es in den letzten Jahren kaum irgendwo gegeben.
Seit der Wiedervereinigung machte die neue Opernhauptstadt nur selten durch maßstäbliche Produktionen und aufregende Inszenierungen von sich reden, dafür aber verging kein Jahr, in dem nicht irgendein neues Horrorszenario mit Schließung oder Fusion drohte, sich plötzlich eine klaffende Finanzierungslücke auftat oder ein Generalmusikdirektor das Handtuch warf. Die Berliner Kultursenatoren blieben im Durchschnitt nicht mal so lange im Amt wie Fußballtrainer. Einer tatsächlich staunenswerten Vielfalt des Opernangebots stand (und steht) eine ruinöse Haushaltslage der Stadt gegenüber. Die Aufmerksamkeit von Presse und ...
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Opernwelt Februar 2005
Rubrik: Special: Opernstiftung Berlin, Seite 50
von Jörg Königsdorf
Renata Tebaldi, die 82-jährig in ihrem Haus in San Marino gestorben ist, verkörperte das ästhetische Ideal der veristischen Primadonna in vollendeter Ausprägung. Der Verismo war in der italienischen Oper in den ersten drei Jahrzehnten nach dem Krieg, in denen sich Renata Tebaldis Glanzkarriere entwickelte, noch keineswegs passé und blieb für die Art etwa eines...
Das alte Klagelied der Leichten Muse: Warum gibt es keine neuen, aktuellen Operetten mehr? Immer nur Wien, Wien, nur du allein, und natürlich Offenbach. Der schaute seiner Zeit und deren Gesellschaft bissig-witzig-aggressiv mit intelligenter Musik und pointierten Texten ins Gesicht und kalte Herz. Noch heute amüsiert uns das, die Machart vor allem, denn die...
Mit seinem ersten Operndirigat im auferstandenen «Teatro La Fenice» huldigte Venedigs Musikchef Marcello Viotti seiner besonderen Leidenschaft: der Pariser «Grand Opéra». Massenets Fünfakter «Le Roi de Lahore», ein seit langem wenig gespielter Klassiker der Gattung, erlebte unter Viotti, der zugleich auch eine kritische Edition der Partitur besorgte, eine...