Opernfrauen als Blickfang
Zwei historische Schwarz-Weiß-Fotografien sind es, die in diesem Bilderbuch der Oper Eindruck machen: Anja Silja in Cherubinis «Médée» (Frankfurt 1971), mit klarer, gebieterischer Gestik und Mimik, ganz die Kraft des Augenblicks in sich bündelnd, und Maria Callas in Donizettis «Poliuto» (Mailänder Scala 1960), mit geschlossenen Augen, leicht geöffnetem singenden Mund, die Hände wie selbstvergessen vor dem schmalen Oberkörper gehalten.
Da viele Opernliebhaber auch Augenmenschen sind, ist es angemessen, ein populär aufgemachtes Buch wie Volker Gebhardts «Frauen in der Oper – große Stimmen, große Rollen» mit zum Teil ganzseitigen Bühnenfotos zu illustrieren; keine Theaterbiografie kommt ohne sie aus. Man denke etwa an Jürgen Kestings Callas-Buch oder Sigrid Neefs Würdigung der Regisseurin Ruth Berghaus: In beiden Büchern ergeben Bilder und Texte eine aussagekräftige Verbindung, in der sie sich nicht nur gegenseitig ergänzen, sondern gemeinsam eine Dimension erreichen, die zu einem tieferen Verstehen des Inhalts führt. In Gebhardts Buch dagegen fehlt solch ein innerer Zusammenhang, und der Verdacht drängt sich auf, dass die Fotografien nach rein illustrativen Gesichtspunkten ausgewählt ...
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Das nächtliche Warten der «Frau Schmetterling» im Hochzeitskleid auf die heiß ersehnte Ankunft ihres Mannes aus dem fernen Amerika – Doris Dörrie nimmt es symbolisch. Sie zeigt Butterflys Traum, zeigt, wie Puccinis Titelheldin, eingesponnen wie eine Raupe in einen weißen Kokon, sich langsam aus ihrer Verpuppung windet, mit einem Fächer auf dem Rücken zu einem...
Zwei Uhr früh. Der Himmel über Manaus ist schwarz. So schwarz wie das Wasser des Rio Negro, der sich an dem 1,5-Millionen-Nest mitten im Amazonasdschungel vorbeiwälzt. Fünfunddreißig Grad. Gefühlte Temperatur: fünfundvierzig Grad. Die Luft steht. Ein klebriges Gemisch, das so viel Feuchtigkeit mit sich zu führen scheint wie der mächtige Fluss, der an den Rümpfen...
Noch vor fünfzig Jahren gehörte d’Alberts «Tiefland» – genau wie Flotows «Martha» und Lortzings «Undine» – zum unverzichtbaren Standardrepertoire des deutschen Stadttheaters. Nachdem diese Werke, nicht zuletzt auf Grund einer wohl durch die Achtundsechziger ausgelösten Intellektualisierung des Musiktheaters, fast vollständig von unseren Spielplänen verschwunden...