Oberflächenreize
Niemand wird widersprechen: Der neue «Figaro» an Covent Garden sieht so gut aus, wie er klingt. Die Verwandlungen sind atemberaubend geschickt, das Dirigat ist elegant, die Besetzung gut. Jeder scheint zufrieden nach Hause zu gehen, oder? Nicht ganz. Denn es gibt ein Loch im Herzen dieses Abends, eine Kluft zwischen Ideen und psychologischem Verständnis. Szenischer Oberflächen-Chic siegt über eine echte Interpretation. Wir bekommen keinerlei Hinweis darauf, weswegen etwa das Stück in seiner Zeit so brandstifterisch wirkte. Und was es uns heute noch zu sagen hat.
Man denkt zurück an David McVicars Inszenierung von Mozarts «Idomeneo» an der Scottish Opera, mit der er sich vor so manchen Jahren seinen Namen machte. Und man fragt sich, was mit seinem Einfallsreichtum, der ihn Mozart damals so frisch sehen ließ, passiert ist. Dabei ist sein handwerkliches Geschick zweifellos gereift. Mühelos füllt er Breite und Tiefe von Tanya McCallins «Ancien Régime»-Bühne mit Aktion, lässt die Komödie und ihre Charaktere sich gekonnt entwickeln. Es gibt einen Haufen von Statisten, alle sinnvoll ins Geschehen integriert – bereits zur Ouvertüre, als die Bediensteten das sichtlich heruntergekommene ...
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Trüb sieht er aus, der Mond über Alabama. So gar nicht mehr hoffnungsfroh wie noch zu Beginn, als die drei aus der Haft entwichenen Strafgefangenen in diese Ödnis kamen. Nun herrscht Finsternis in den Seelen derer von Mahagonny, und vor allem für einen von ihnen sieht es richtig düster aus: Auf dem elektrischen Stuhl schwebt über der geifernden Masse...
Seit 1987 der Zuschauerraum des Jenaer Stadttheaters abgerissen wurde und sich die damaligen Kulturfunktionäre der trügerischen Hoffnung auf einen Theaterneubau hingaben, muss Jenas Publikum auf Musiktheater in der eigenen Stadt weitgehend verzichten. Bruno Scharnberg, seit 2003 Intendant der Jenaer Philharmonie, plante bereits im ersten Jahr seines Wirkens die...
Kaum war im Herbst 2004 bekannt gegeben worden, dass Sony Classical Chef Peter Gelb die New Yorker Metropolitan Opera übernimmt, arbeitete die Gerüchteküche auf Hochtouren: Der neue General Manager werde das Heiligtum entweihen (riefen selbsternannte Tempelhüter), das Hohe Haus gar mit Musicals kommerzialisieren, um schnelle Dollars zu machen. Den Ausverkauf der...