Multiple Choice
A Clear View of Heaven» wählte ein amerikanisches Magazin als Überschrift für einen Artikel, der sich mit der von 1980 bis 1994 dauernden Restaurierung der Sixtinischen Kapelle beschäftigt und von den neuen, leuchtenden Farben der Fresken Michelangelos schwärmt. «A Clear View of Heaven» ist auch der Titel des beim Lucerne Festivals uraufgeführten Musiktheaters, das sich im Untertitel «Eine popbarocke musiktheatrale Intervention» nennt.
Die kontroverse Diskussion, die um die neue Farbigkeit der Sixtinischen Kapelle in der Öffentlichkeit geführt wurde, nimmt Joachim Schlömer gemeinsam mit dem musikalischen Leiter Etienne Abelin zum Anlass, grundsätzliche Fragen zur Kunstrezeption zu stellen. Gibt es ein Original, das über die Jahrhunderte hinweg rekonstruiert werden soll? Oder müssen die darüber liegenden Zeitschichten bei der Rezeption mit berücksichtigt werden?
Die beiden unterschiedlichen ästhetischen Positionen sind in Luzern durch zwei Figuren vertreten. Markus Merz spielt den Chefrestaurator Gianluigi Colalucci als selbstbewussten Kunstexperten, Maria Kwiatkowsky ist seine quirlige Gegenspielerin. Sie schwärmt von den Ruß- und Zeitspuren der Fresken, turnt auf den ...
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Die Vorbereitung beginnt im Booklet. Bevor man Jacobs’ «Don Giovanni»-Einspielung hört, sollte man sein fiktives Gespräch mit sich selbst lesen. Dort rechnet er mit den romantischen Mythisierungen ab, denen diese Oper seit E. T. A. Hoffmann ausgesetzt war, er setzt sich mit Tempofragen auseinander und hilft, die Figuren zu charakterisieren. Außerdem erklärt er,...
Der Titel war gut gewählt, denn er formulierte einen ersten Befund: «Angst vor der Zerstörung.» Um Positionen des Musiktheaters (natürlich besonders des Wagner’schen) zwischen Archiv und Erneuerung ging es bei einem hochkarätig besetzten Symposion während der Bayreuther Festspiele. Ein von der FU Berlin und den Festspielen gemeinsam initiiertes Wochenende, bei dem...
Bei Jake Heggie zeichnet sich eine neue Wertschätzung alter Tonalitätstugenden durch junge Komponisten ab. Orchestrale Sprachfähigkeit geht in seiner Oper «Dead Man Walking» einher mit betont kantablem Ausdruck. Leichter Hollywood-Sound hier und da mag von der Kenntnis des Tim-Robbins-Films herrühren. Hagen präsentierte die zweite deutsche Inszenierung nach der...