Arbeit am Mythos
Ein junger Mann gerät unverhofft in den Dunstkreis eines erfolgreichen Komponisten. Des «berühmtesten lebenden deutschen Komponisten schlechthin», wie man dem schüchternen Doktoranden der Germanistik versichert. Für diesen Komponisten zu arbeiten, «das sei in gewisser Weise so, als würde man für Brahms arbeiten. Oder für Beethoven.» Die Aufgabe des jungen Mannes: Er soll ein Register für die Memoiren des Komponisten erstellen.
Zunächst treffen die ungleichen Partner auf einer schottischen Insel zusammen, sodann in einem New Yorker Nobelhotel und schließlich in einer von Gärten und Parks umgebenen Prachtvilla auf Sizilien, der Privatresidenz des Komponisten und seiner Entourage.
Die Arbeit kommt nur schleppend voran. Weil der Komponist an einem neuen Werk mit dem schönen Titel «Pyriphlegeton für großes Orchester» feilt. Oder weil ihn seine Hypochondrie, Anfälle von Weltekel, die Melancholie unpässlich machen. Oder weil die Unauffindbarkeit eines Kleidungsstücks den inneren Kosmos des peinlich auf ein perfektes Habit und makelloses Erscheinungsbild besorgten Musikfürsten aus den Angeln hebt. Kurzum – der junge Mann hat es mit einem Meister zu tun, der mit jedem Atemzug, mit jeder ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Das Spannendste an der neuen Wiesbadener «Tosca» ist das hochkonzentriert, klangschön und dicht musizierende Orchester, dem Chefdirigent Marc Piollet aufschlussreiche Partiturdetails entlockt. Neues Licht fällt auf ganze Szenen durch höhnisch glucksende Klarinetten hier, gefährlich drohende Cello-Soli dort, und das strenge Metrum der Schluss-Chaconne in der...
Chefsache: Intendant Matthias Fontheim stellte sich in Mainz als Opernregisseur vor. Generalmusikdirektorin Catherine Rückwardt erfüllte sich, dem Orchester und dem Publikum mit Strauss' «Rosenkavalier» einen Wunsch. Ihre Mutter, die Sopranistin Judith Beckmann, zählte in den achtziger Jahren zu den gesuchten Interpretinnen der Marschallin. Es gibt also, wenn man...
Er war eine wahrhaft bühnensprengende Persönlichkeit. Wer den Bariton Thomas Tipton einmal live erlebt hat, wird sich nicht nur an seine machtvolle Stimme erinnern, sondern auch an sein überbordendes schauspielerisches Ausdrucksvermögen, das der Leidensfähigkeit eines Rigoletto oder eines Macbeth ebenso überzeugend gerecht wurde wie der abgründigen Bosheit eines...
