Arbeit am Mythos

Großer Bahnhof für Hans Werner Henze: zur Uraufführung der Konzertoper «Phaedra» an der Berliner Staatsoper

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Ein junger Mann gerät unverhofft in den Dunstkreis eines erfolgreichen Komponisten. Des «berühmtesten lebenden deutschen Komponisten schlechthin», wie man dem schüchternen Doktoranden der Germanistik versichert. Für diesen Komponisten zu arbeiten, «das sei in ­gewisser Weise so, als würde man für Brahms arbeiten. Oder für Beethoven.» Die Aufgabe des jungen Mannes: Er soll ein Register für die Memoiren des Komponisten erstellen.

Zunächst treffen die ungleichen Partner auf einer schottischen Insel zusammen, sodann in einem New Yorker Nobelhotel und schließlich in einer von Gärten und Parks umgebenen Prachtvilla auf Sizilien, der Privat­residenz des Komponisten und seiner Entourage.
Die Arbeit kommt nur schleppend voran. Weil der Komponist an einem neuen Werk mit dem schönen Titel «Pyriphlegeton für großes Orchester» feilt. Oder weil ihn seine Hypochondrie, Anfälle von Weltekel, die Melancholie unpässlich machen. Oder weil die Unauffindbarkeit eines Kleidungsstücks den inneren Kosmos des peinlich auf ein perfektes Habit und makelloses Erscheinungsbild besorgten Musikfürsten aus den Angeln hebt. Kurzum – der junge Mann hat es mit einem Meister zu tun, der mit jedem Atemzug, mit jeder ...

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Opernwelt November 2007
Rubrik: Im Focus, Seite 18
von Albrecht Thiemann

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