Mozart: Die Hochzeit des Figaro
Spätestens nach der spektakulären «Entführung» des Katalanen Calixto Bieito dürfte jedermann klar sein, worum es im Mozart-Zyklus von Berlins Komischer Oper geht: Der unauflösliche Gegensatz zwischen triebhaftem Sex und hehrem Gefühl ist das Leitmotiv, das sowohl Bieito wie auch Konwitschny in seinem «Don Giovanni» in ihren Inszenierungen herausgestellt hatten.
Auch beim «Figaro» des Australiers Barrie Kosky sind es die fleischlichen Begierden des gräflichen Oberrammlers, die hier zwar nicht die gesellschaftliche Ordnung, aber doch die geregelte Welt der Paarbeziehungen stören. Dass es im «Figaro» hauptsächlich um Sex geht, weiß die Welt nach zahllosen frech-frivolen Stadttheater-Inszenierungen freilich schon lange. Weit interessanter (und im Zusammenhang des Zyklus konsequenter) wäre es da gewesen, einmal wirklich zu fragen, ob Mozart nicht am Ende doch mit der Libertinage des Grafen und Cherubinos sympathisiert und ob das Zweisamkeitsideal von Gräfin, Susanna und Figaro nicht die tristere Alternative ist. Doch so viel Tiefsinn ist Koskys Sache nicht. Sein «Figaro» bleibt Boulevardkomödie, dreieinhalb Stunden mehr oder weniger «turbulente» Oberflächenhandlung, ...
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