Monteverdi war stärker
Wie es fassen? Wie es genau definieren? «Alles klingt natürlich, es ist Kunst und es ist Natur», müht sich Nikolaus Harnoncourt um eine Einkreisung. «Der Komponist malt und seine Klänge bewegen sich.» Und das Spielen? «Wir machen es alles so, als gäbe es nichts als lebende, überraschende Musik.» Ende der 1960er-Jahre ist das passiert, bei «L’Orfeo». Und wer diese Zeilen liest, spürt noch heute das Staunen, das einhergeht mit Erkenntnis und Erleuchtung.
Nicht nur wie in diesem Fall bei Monteverdi, auch bei den anderen Meistern aus Renaissance und Barock, nach einigen Jahren dann bei Mozart. Und gerade weil diese Texte oft ungeschliffen sind, aus einem emphatischen Erzählen heraus geboren, spürt man viel von dieser Aufbruchstimmung, die mit «Revolution der Aufführungspraxis» nur ungenügend und viel zu abstrakt umschrieben ist.
Schon einige Bücher gibt es von Harnoncourt, doch dieses ist besonders. «Wir sind eine Entdeckergemeinschaft» versammelt Essays, Notizen, Tagebucheinträge, sogar nie abgeschickte, sarkastische Briefe an Kritiker des 2016 gestorbenen Doyens der Alten Musik. Seine Ehefrau Alice Harnoncourt hat dazu ins Familienarchiv gegriffen, um die Entstehungszeit des ...
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Opernwelt April 2018
Rubrik: Buch des Monats, Seite 29
von Markus Thiel
Ein Sonntagmorgen in Kassel. Die Stadt liegt noch im Schlummer. Auch rund ums Staatstheater am Friedrichsplatz sind nur einige versprengte Frühjogger zu sehen. Doch in einem der Zimmer brennt Licht. Und dort empfängt, nur zehn Stunden nach der begeistert aufgenommenen Premiere von Leoš Janáčeks «Jenůfa», Francesco Angelico zum Gespräch.
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Herr Schulz, Sie haben bereits seit zwei Jahren an der Staatsoper gearbeitet, zunächst als designierter Intendant, seit September 2017 als Ko-Intendant neben Jürgen Flimm. Ab dem 1. April sind Sie nun endlich alleine auf dem Posten. Wie fühlt sich das an?
Fantastisch! Der Moment könnte nicht besser sein. Zum einen ist das Haus nun frisch saniert, zum anderen wächst...
Zwei musiktheatralische Kurztrips durch die Wüste: Die Uraufführung «A Wintery Spring» des in Deutschland eingebürgerten jordanischen Komponisten Saed Haddad und die eine mosaische Überlieferung behandelnde Karfreitagskantate «Il serpente di bronzo» (1730) des lange in Dresden tätigen böhmischen Barockkomponisten Jan Dismas Zelenka. Dem extravaganten Duo diente im...