Mit den Augen hören

Fragen an die Altistin Annette Jahns

Opernwelt - Logo

Frau Jahns, Sie haben bereits Ende der achtziger Jahre in Dresden Schumanns «Liederkreis» auf die Bühne der Kleinen Szene gebracht. Damals war die Idee, Lieder als Mini-Opern zu interpretieren und zu visualisieren, etwas Neues. Was hat Ihr Interesse an szenischen Lieder­abenden ursprünglich motiviert?
Ich hatte eigentlich schon immer den Wunsch, mich beim Singen zu bewegen. Für mich war dieses steife Am-Flügel-Stehen bei Liedinterpretationen ein Kraftakt, der mich mehr anstrengt als die Bewegung im Raum.



Stand somit eine ganz pragmatische ­Erwägung am Anfang?
Ja, das kann man so sagen. Aber bald kam natürlich das Bedürfnis hinzu, für die Lieder eine plausible bildliche Dramaturgie zu entwickeln. Ich wollte für mich einen Weg finden, das Konkrete in und hinter all den kleinen Geschichten aufzuspüren, die da erzählt werden. Gleichzeitig ging es mir darum, den ­inneren Zusammenhang der Zyklen zu verstehen und zu vermitteln, also mich der Frage zu stellen, wa­rum ein Komponist eine bestimmte Folge von Liedern so und nicht anders festgelegt hat. Das Denken in Bildern hat mir dabei sehr geholfen.

Geben Sie mit einer konkreten Bebilderung dem Zuschauer nicht Wahrnehmungsmuster vor, die das ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2005
Rubrik: Thema: Szenische Liederabende, Seite 35
von Albrecht Thiemann

Vergriffen
Weitere Beiträge
Oratorium in Blau

Von allen Werken Wagners bereitet der einst so populäre «Lohengrin» heute die größten Schwierigkeiten. Der Dichter-Komponist hat hier ein auseinander strebendes Bündel an Motiven – Liebesutopie, Künstlerdrama, politische Parabel, Mysterium über die Zweideutigkeit des Heiligen – zum Weltanschauungstheater zusammengepresst. Und der ideologische Missbrauch, bis hin...

Unbekannt, deshalb nicht minder interessant...

Seit mehr als einem Dutzend Jahren ist «der Klotz» eine Art Bibel für alle geworden, die sich beruflich oder zum Vergnügen mit der Operette beschäftigen. Die erste Auflage (1991, 756 Seiten) skizzierte anhand repräsentativer Beispiele das Profil der Gattung (Stoffe, Personal, Dramaturgie) und stellte 106 Werke in Inhaltsangaben und textlich-musikalischem Kommentar...

Britten: A Midsummer Night’s Dream

Kein Zauberwald, sondern ein Dachboden. Das ist der Raum, den Regisseur David McVicar und Bühnenbildner Rae Smith für die Brüsseler Neuinszenierung von Brittens «A Midsummer Night’s ­Dream» gewählt haben. Auf diesem Dachboden regieren Oberon, Tytania und ihre Elfen. Viele alte Kommoden, staubige Sessel und Schränke: Man wähnt sich in einem romantischen Kinderfilm....