Me, myself und die Gefängnispsychologin
Eine etwa 3 x 3 Meter große Gefängniszelle. Ein sprödes Klappbett. An die Wand gekettet. Dicke Gitterstäbe zwischen den beiden Menschen. Diese beiden Menschen: Das können in Béla Bartóks 1911 komponierter, 1918 in Budapest uraufgeführter Oper «Herzog Blaubarts Burg» nur der Herzog selbst und seine ihm zugetane Judith sein. Denn mehr Bühnenpersonal gibt es hier nicht. Dieses «personenarme» und doch fast immer be- und (neidisch?) entgeistert rezipierte Werk war jetzt am Theater Hagen zu erleben.
In einer Inszenierung, die einen nicht mehr – vielleicht nie wieder – loslässt
Regisseur Francis Hüsers – zugleich Intendant des Hauses – sieht das Schloss, die Burg, den Was-auch-immer-Ort als: Gefängnis. Als waschechtes – und als inneres Gefangenenlager des vermögenden, aber einsamen Herzogs. Hinter dem Gitter sehen wir Dong-Won Seo in Guantanamo-Orange. (Bühne und Kostüme stammen von Alfred Peter.) Seo wird im Verlaufe dieses Bartók-Nachmittages (nach der Pause kontrapunktiert die Tanzsparte des Hauses die Oper mit Bartóks Pantomime «Der wunderbare Mandarin») eine eindringliche, berührende, verstörende Leistung erbringen. Er verfügt über einen seriösen, leicht gaumig unterstützten ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt März 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Arno Lücker
Sage und schreibe 16 Opern hat der junge Verdi zwischen 1839 und 1850 komponiert. Wäre er vor dem «Rigoletto» gestorben, würde er heute ebenso vergessen sein wie die älteren Kollegen Giovanni Pacini und Saverio Mercadante. So aber erfreut sich sein Frühwerk des gleichen Interesses wie das des jungen Mozart. Das gilt selbst für eine nach allgemeiner Übereinkunft der...
Zum Beispiel die Taube. Im Augenblick des Herniedersteigens vom Himmel als simples e in höherer Butterlage festgehalten. Gern genutzt für die Beweisführung in Sachen Pianissimo-Kultur und Atemtechnik, dabei schier endlos gedehnt. William Cochran singt über die Stelle nicht unbedingt hinweg, aber: kein Ausstellen von Tönen oder Phrasen, kein Entzücken an der eigenen...
Herr Pichon, eines Ihrer wichtigsten Projekte 2022 sind drei zusammenhängende Programme, in denen Sie Ausschnitte aus Johann Sebastian Bachs Werken neu kombinieren. Ist das Ihr barocker «Ring»?
Es ist einfach ein neuer Weg, wie wir in Bachs Meisterwerke eintauchen und sie für uns entdecken können. Und es geht darum, wie wir mit seinem Erbe umgehen, mit seinem...