Massenpsychose
Die Seestadt wird Bremerhaven im Norden gern genannt, abfällig auch «Fishtown» – und welches Werk passte da besser ins Stadttheater als «Peter Grimes»? Eine glänzende Idee für einen überzeugenden Einstand des neuen Intendanten Ulrich Mokrusch, der den nach 16 Jahren scheidenden Peter Grisebach ablöst. Und Voraussetzung für einen Abend der aufwühlenden Töne und der suggestiven Bilder, der am Ende ein ergriffenes Publikum zurückließ. Sicher nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, dass der deutsch gesungene Text hilft, in das Werk einzudringen.
Regisseurin Petra Luisa Meyer setzt von Anfang an auf das Motiv «Massenpsychose», führt mit diesem Grundgedanken durch das Stück. Die Aufführung beginnt quasi konzertant; in geordneter Reihung sitzen Chor und Solisten während der Gerichtsverhandlung des Prologs, um dann, nachdem aus dem Schnürboden ihre Kostüme herabgeschwebt sind, allmählich einzutauchen ins teils graue, teils bunte Leben des englischen Fischerstädtchens, in dem sich das Schicksal des Außenseiters Peter Grimes vollziehen wird. Das von Okarina Peter und Timo Dentler entworfene minimalistische Bühnenbild arbeitet eher mit surrealen als realistischen Mitteln. Ölfässer in ...
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