Magischer Mischklang, kämpfende Stimmen
Zügig steigen die Streicher von jenem lange zu haltenden As empor, das Urgrund und Fluchtpunkt des Wagner’schen Gralsmythos ist. Nicht eilend oder forsch, aber doch bestimmt, als hätten sie das Ziel, die in der Formel «Erlösung dem Erlöser» gipfelnde Schlussapotheose des «Parsifal» bereits im Vorspiel zum ersten Akt klar vor Augen.
Erst auf dem letzten Ton des zweiten Takts, genau an der Stelle, wo die Oktave komplett vermessen ist, wo die stetig in Forte-Regionen anschwellende Unisono-Linie um eine kleine Sekunde fällt und die harmonische Reibungshitze steigt, stockt die drängende Bewegung, staut Christian Thielemann den Fluss. In diesem Moment wird das, was James Levine, der wohl inbrünstigste Exeget des für den mystischen Abgrund zu Bayreuth maßgeschneiderten Bühnenweihfestspiels, einmal «die Magie dieses Anfangs» genannt hat, zum Ereignis. Ein Ereignis freilich, das seine suggestive Kraft weder aus rauschhaftem Pathos noch aus demonstrativer Distanz bezieht.
Bringt man die Tempi in Anschlag, die Thielemann wählte, als er im Juni vergangenen Jahres eine «Parsifal»-Serie an der Wiener Staatsoper dirigierte (die Basis der von der Deutschen Grammophon jetzt veröffentlichten ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Rezia, von Piraten geraubt und in ein Serail verkauft, widersteht dem Liebeswerben des Sultans von Kairo. Ali spürt die Geliebte auf. Die Entführung misslingt, doch der aufgeklärte Fürst stellt das Wohl der Untergebenen über seinen Egoismus. Kommt einem bekannt vor. Unter dem Titel «Die Enführung aus dem Serail» versucht die Musikakademie Rheinsberg das Publikum...
Der Komponist, 1661 in Paris geboren, starb 1741 in Lunéville bei Nancy. Diese geografische Nähe mag dazu beigetragen haben, dass die Opéra de Nancy sich endlich einmal auf Henry Desmarest (auch Henri Desmarets geschrieben) besann. Wenn in Deutschland, aber sogar in Frankreich, französische Barock-Oper angesagt ist, fallen meist die Namen Lully und Rameau. Von...
Wenn es um der Menschheit liebste runde Sache geht, stürmt Plácido Domingo meist in der ersten Angriffsreihe. Ehedem lieferten ihm José Carreras und Luciano Pavarotti dabei vokale Steilvorlagen, doch notfalls schaukelt er das Ding auch als einzige Spitze. Drei Tage vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft am 9. Juni gibt Domingo im alten Münchner...