Leben, leiden, lernen

Manfred Trojahns «Orest» als bürgerliches Musikschauspiel in Amsterdam

Der 62-jährige Manfred Trojahn kann mit einigem Recht als typischer Vertreter der deutschen «Literaturoper» apostrophiert werden, wie sie die um eine Generation älteren Komponisten Hans Werner Henze, Giselher Klebe oder Aribert Reimann praktizier(t)en. Da mit Claus H.

Henneberg (der für ihn Pirandellos «Enrico» bearbeitete) und Christian Martin Fuchs (der das Libretto für die in Dresden uraufgeführte Eduardo de Filippo-Oper «La grande magia» schrieb) zwei seiner wichtigsten literarischen Mitarbeiter tot sind, entschloss sich Trojahn, seine neue Oper «Orest», eine Auftragsarbeit für die Nederlandse Opera in Amsterdam, selbst zu textieren. Dafür fehlte es ihm nicht an sprachlicher Verve. Die Anregung zu dem Sujet ging übrigens von dem Hannoveraner Intendanten Matthias Klügl aus, der Trojahns neues Stück als zweites Theater in der nächsten Spielzeit herausbringen will.

Die Familie als Hort von Unheil – dieses Thema, an dem sich der Großteil der dramatischen Weltliteratur nährt, gibt auch den Atriden-Tragödien gehörigen Stoff. Nicht um die im Winckelmann-Zeitalter besonders beliebte (und für die damalige Oper von Gluck adaptierte) Iphigenie und ihre Menschenopfer-Motivik geht es in ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2012
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Hans-Klaus Jungheinrich

Weitere Beiträge
Bigger than life

Erich Wolfgang Korngolds Oper «Die tote Stadt» ist ein Reißer sondergleichen, mit allen Ingredienzen einer Erfolgsoper, und ganz zu Recht neuerdings wieder viel gespielt. Allerdings verbindet sich mit diesem Werk auch ­einer der traurigsten Opernmitschnitte, vergleichbar nur mit den Aufnahmen der letzten öffentlichen Auftritte von Maria Callas. Die Doppelrolle des...

Goodbye, Pfitzner

Als eine der bedeutendsten Opern des 20. Jahrhunderts erlebt Hans Pfitzners zwischen 1909 und 1915 entstandener «Pales­trina» gerade wieder eine seiner periodischen Konjunkturen mit Neuinszenierungen in München/Hamburg, Frankfurt a. M. und jetzt Zürich. Pfitzners spätere Verstrickung in den Nationalsozialismus muss dabei nicht zwingend eine Rolle spielen. Die...

Hasenleber und Drachenschmerz

Wenn Madame hereingeschoben wird, ist die Wuppertaler Opernbühne schon fast voll. Knapp unter der Portalkante schwebt ihr zierlicher Kopf, ragt gerade noch sichtbar aus der tiefblauen Riesenrobe heraus, die ihr die Aura einer fernen Königin der Nacht verleiht. Doch diese wunderliche Majestät wünscht niemandem der Hölle Rache an den Hals, sie erzählt vielmehr eine...