Lasst uns atmen!
Wenn der 1987 verstorbene US-amerikanische Schriftsteller James Baldwin in diesen Tagen eine Renaissance erlebt und seine Bücher wieder massenhaft gelesen werden, dann hat das einen tieferen Grund. Baldwin war der festen Überzeugung, Geschichte sei nicht Vergangenheit, sondern Gegenwart. Der alltägliche Rassismus in den Vereinigten Staaten von Amerika und auch andernorts gibt ihm Recht.
Und nicht nur auf den Straßen entäußert sich dieser Rassismus, der zur Gründung der Protestbewegung «Black Lives Matter» und weltweiten Solidaritätskundgebungen geführt hat, auch auf den Bühnen der USA ist er nach wie vor virulent. Einige schwarze Opernsängerinnen und -sänger haben dies, initiiert von der Mezzosopranistin J’Nai Bridges, zum Anlass genommen, öffentlich auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Wir dokumentieren ihre Diskussion in Auszügen
Wir alle glauben an die versöhnende Kraft der Kunst und haben unser Leben dem Ziel gewidmet, die uns allen gemeinsame Menschlichkeit zu erforschen und zu verstehen. Wir sind uns des Schmerzes und der Verbitterung bewusst, die so viele Menschen tagtäglich erfahren, vor allem in unseren schwarzen Communitys. In Kummer und Solidarität möchten wir ...
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Opernwelt Jahrbuch 2020
Rubrik: Oper und Rassismus, Seite 92
von Wiebke Roloff Halsey
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Der 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens hat eine Debatte um seine einzige Oper neu entfacht, die spätestens seit dem 1986 erschienenen «Fidelio»-Buch von Willy Hess und der 1997 unter John Eliot Gardiner unter dem originalen Titel «Leonore» eingespielten Urfassung nicht nur Experten beschäftigt. Wie sind die vom Komponisten vorgenommenen Bearbeitungen des ersten...
Eine Überraschung ist es nicht: Schon in den vergangenen Jahren hat Tobias Kratzer mit extravaganten, faszinierend verstörenden, dabei stets diskursiven Regiearbeiten das gesteigerte Interesse von Publikum und Kritik auf sich gezogen. Seine «Tannhäuser»-Inszenierung bei den Bayreuther Festspielen 2019, die nun zur «Aufführung des Jahres» gewählt wurde und für die...