La Clemenza d'Angelina

Rossini: La Cenerentola Wien / Staatsoper

Opernwelt - Logo

Vorne auf den Sesseln die Kritiker, entstellt von Eitelkeit», notierte Gottfried Benn 1928, und Joachim Kaiser, der dies 1965 in seinem Kleinen Theatertagebuch zitierte, sprach in solchem Zusammenhang von einer déformation professionelle der Rezensenten. Doch tut es gelegentlich gut, der Neigung zum «Sehen-und-Gesehenwerden» zu widerstehen und sich auf den Rang zu begeben – zum Beispiel in der Wiener Staatsoper. Denn das Ohr kann dort Dinge erfahren, derer es im Parkett kaum anhörig wird.



Bei der jüngsten Neuinszenierung der Staatsoper, Rossinis La Cenerentola, sind es Details, die man, den Reaktionen von Besuchern im Parkett nach zu schließen, dort unten nicht wahrgenommen hätte. Manche Zwischentöne – etwa wenn Dirigent Jesús López-Cobos statt aufs Dauer-Allegro auf die der Partitur immanente Melancholie setzt, wenn er die Durchtriebenheit dieser Musik eher mit dem Zeigefinger vor dem Mund vorzuführen sucht. Den kritischen Ton, die Bruchstellen bleibt er uns freilich schuldig. Denn Rossinis  Oper hat wenig mit Charles Perraults Märchen, dem Kürbiswagen, der Fee und dem gläsernen Pantoffel zu tun, sondern handelt von sozialer Unterdrückung, mit einem lieto fine freilich, das an ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2013
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Gerhard Persché

Weitere Beiträge
Editorial März

Manchmal ist die Dramaturgie eines Opernwelt-Heftes eine klare, vorab konzipierte Sache. Die Redaktion legt thematische Leitlinien fest, denkt über Inhalte und Textformen nach und sucht dann die entsprechenden Autoren. Manchmal ergibt sich eine solche Dramaturgie aber auch zufällig. Und sie muss deshalb keineswegs schlechter sein. So geschehen bei diesem Heft: Zwei...

Versickert und versemmelt

«Wenn man das Ohr an den Bauzaun vom Berliner Flughafen hält, kann man leise
die Elbphilharmonie lachen hören.» – Der Spruch zwitschert munter durchs Internet und ist schon fast ein Bonmot. Weil man die Baustellen so schön austauschen kann: gegen Stuttgart 21. Gegen die Berliner Museums­insel. Oder die Berliner Staatsoper, die wohl noch ein Weilchen im Schiller...

Neue Impulse im alten Plüschkasten

 Das Cello-Solo im ersten Akt dirigiert er aus. Und auch sonst ist Lawrence Renes ziemlich pingelig bei dieser Walküre. Einfach die Musik laufen lassen – das fällt ihm vorerst noch schwer. Das dürfte vor allem zwei Gründe haben: Erstens ist das Stück noch relativ frisch für den neuen Musikchef der Stockholmer Oper. Und zweitens braucht das Orchester genaue...