Komponisten neu entdeckt
Wer selbst im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Also fangen wir mit dem Bekenntnis an, dass auch uns schon hanebüchene Schnitzer durchgerutscht sind. Da wurde zum Beispiel die «Traviata» mal kurz Puccini untergeschoben, ein gewisser Herr Hayden schaffte es sogar aufs Cover. Und keiner hat’s gemerkt. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Da hilft, nach dem ersten Frust, nur noch sanfte (Selbst-)Ironie: Vielleicht beschert das offensichtlich Falsche ja so manchem Zeitgenossen unverhoffte Erfahrungen.
Womöglich schärft ein prominent platzierter Lapsus ja die kritische Aufmerksamkeit. Wir wissen nicht, ob allein der Fehlerteufel oder doch auch ein bisschen Methode am Werk war, als das Theater Basel einen «Don Giovanni» von Verdi und die Oper Köln einen «Fidelio» von Mozart plakatierte. Sensationelle Neuerungen des Repertoires, fürwahr. Zumindest ein Beispiel für kreative Buchführung.
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Opernwelt Juli 2017
Rubrik: Magazin, Seite 74
von Albrecht Thiemann
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Das Kreischen der U-Bahn? Einfach ausgeblendet. Intime Unterhaltungen verschwitzter Fremder? Weg. Auf Knopfdruck verwandelt sich die Höllen-Soundscape in weise Worte. Oder Stille. Oder zu Janáček – was sich die jungen Leute eben so auf die Ohren knallen. Natürlich können längst auch viele dasselbe hören, kabellose Übertragungstechnik macht’s möglich. So lassen sich...
