Komm, Hoffnung...
«Mir graut vor meinem Schatten», schrieb Arno Holz. Grauen, Angst vor etwas, das nicht weicht, an uns klebt und gelegentlich überholt. Angst vor dem Unwägbaren, das uns sogar veranlasst, den Grundtrieb des zoon politikon, des Gemeinschaftswesens, zumindest zeitweise zu verleugnen. Und dazu bringt, uns zu vereinzeln – etwa Opernaufführungen allein vor dem Fernseh- oder Computerschirm verfolgen zu müssen. Wie im Falle des «Fidelio» aus dem zum Fernsehstudio umfunktionierten Theater an der Wien.
Denn es war keine übliche Premiere, vielmehr die Rettung einer Aufführung durch TV-Kameras angesichts der restriktiven Maßnahmen zur versuchten Einhegung der Corona-Epidemie. Die Ausstrahlung des ORF erreichte 376 000 Zuschauer. Es war wohl das erste Mal an diesem Haus, dass eine Neuproduktion ausschließlich digital vermittelt wurde. Und für die nächste Zeit wohl auch das letzte Mal. Zumindest in Wien.
Dunkel der Beginn. Kurz blitzen Taschenlampen auf. Ein Mann wird eine Treppe hinuntergeworfen, rollt nahe an den Ochestergraben. Ins Blackout hinein hebt Manfred Honeck den Stab zur dritten Leonore-Ouvertüre, die Ludwig van Beethoven der hier gespielten zweiten Fassung seines «Fidelio» aus dem ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Mai 2020
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Gerhard Persché
Sie ist ein Biest, wie es in manchem Buche steht. Herrschsüchtig, durchtrieben, hinterlistig – und karrieregeil, würde man wohl heute sagen. Ein durch und durch schlechter Charakter, doch irgendwann erwischt es jeden. Auch Julia Agrippina, vierte Ehefrau des römischen Kaisers Claudius, Schwester Caligulas und Mutter Neros, wird eines Tages von ihrem Gewissen...
Herr Papendell, schaut man auf Ihre Website, entsteht der Eindruck eines Menschen, der seinen Beruf durchaus augenzwinkernd betrachtet. Stimmt dieser Eindruck?
In gewisser Weise schon, obwohl die Website nicht auf dem allerneuesten Stand ist; die Fotos sind fünf, sechs Jahre alt, ich sollte sie mal erneuern (lacht). Aber im Ernst: Ich bin nun schon so lange an der...
Der Dirigent Carlo Maria Giulini beklagte einmal, dass im «Mutterland der Musik» diese traditionell weitgehend identisch mit Oper («melodramma») sei, Sinfonik, Kammermusik hingegen weniger gälten. Die beiden wichtigsten Komponisten der Nachkriegszeit, Luigi Nono und Luciano Berio, gingen ebenfalls auf Distanz zur Singbühne, aber auch zu den etablierten «absoluten»...