Klangteppiche der Trauer

J’Nai Bridges beseelt David Cheskys «Songs for a Broken World»

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Was heute als «rechts» verunglimpft werde, sei für ihn schlicht normal, äußerte Mitte Juni der soeben zum neuen Parteiobmann der Freiheitlichen gewählte österreichische Politiker Herbert Kickl. Den nicht rechts verankerten Fernsehzuseher mag die Hemmungslosigkeit dieser Äußerung überrascht haben und an Bertolt Brechts Arturo Ui denken lassen. Apropos: Als «One-man Brecht-Weill for the twenty-first century» wurde der New Yorker Komponist und Jazzpianist David Chesky bezeichnet.

Auch er ist um die Welt besorgt: Angesichts von deren zunehmendem Rechtsdrall (nicht zuletzt als unfreundliche Nebenwirkung der Covid-Pandemie) komponierte er im Seuchenjahr 2020 «in großer Verzweiflung» (Chesky) Klagegesänge über Malaisen, denen die Menschheit in den vergangenen Jahrzehnten ausgeliefert war: über die Nationalsozialisten («The White Rose Trilogy»), den Vietnamkrieg («Remembrance for the Victims of the Vietnam War») und den Bürgerkrieg in Syrien («Sacred Child of Aleppo») sowie die Covid-Seuche («For Our Own», die Erinnerung an Vincent Lionti, einen an diesem Virus verstorbenen Bratscher des Metropolitan Opera Orchestra); vereint nun im Album «Songs for a Broken World».

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Opernwelt August 2021
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 23
von Gerhard Persché

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