JUGENDLICH FRISCH
Dass das Melodram «ein Genre von unerquicklichster Gemischtheit» sei (wie Richard Wagner anmerkte), «in welchem sich die Musik vom gesprochenen Worte spröde sondert, wie Öl und Wasser und eine Kunst die andere beeinträchtigt» (wie Eduard Hanslick ergänzte), war wohl einer von wenigen Punkten, über die sich der Zukunftsmusiker und sein rabiatester Kritiker hätten einigen können. Damals war das deklamatorische Genre gerade wegen des Kontrasts von gesprochener Sprache und intermittierender Musik in der Oper wie im Konzertsaal beliebt.
Richard Strauss schrieb sein bekanntes Melodram «Enoch Arden» 1897 für Ernst von Possart, den auch als Vortragskünstler geschätzten Schauspieler und langjährigen Intendanten des Münchner Hoftheaters. Er charakterisiert die drei Hauptfiguren durch Leitmotive, hat sich sonst aber bei der Vertonung wenig Mühe gegeben und den Klavierpart weitgehend auf Zwischenspiele und die Illustration des Textes an emotionalen Höhepunkten beschränkt.
Heute gilt die knapp einstündige Version von Alfred Lord Tennysons reichlich sentimentaler Verserzählung über den edlen Liebesverzicht des unglücklichen Fischers Enoch Arden als Paradestück alternder Sänger und Mimen für ...
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Opernwelt 6 2022
Rubrik: CDs, DVDs, Bücher, Seite 34
von Uwe Schweikert
JUBILARE
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Franz Schreker war sein eigener Librettist. So konnte er sein musikdramatisches Lebensthema noch kompakter an den Mann bringen: das Verhältnis von Traumwelt und Realwelt, das Mit- und Gegeneinander von Kunst und politischem, privat-lebensweltlichem Alltag. Seine Oper «Der Schatzgräber» entstand in den Jahren des Ersten Weltkriegs. Nach der Frankfurter Uraufführung...
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