WIE IN ALTEN ZEITEN
Männer in Unterhosen? Es gibt Erbaulicheres. Andererseits muss ein jeder Casanova, um zu seinem erklärten Ziel zu gelangen, diesen Weg der (Selbst-)Erkenntnis zwangsläufig beschreiten. Auch Don Giovanni, edler Herr mit nicht ganz so edlen Absichten, ist im (hier unsichtbaren) Schlafzimmer von Donna Anna anscheinend gerade so weit vorgedrungen, als das empfindsame Paar empfindlich gestört wird. Und also versucht der Verführer zu fliehen, was wiederum die Tochter des Hauses zu verhindern sucht, indem sie sich an seine langen Beine kettet.
Halb zieht sie ihn, halb sinkt er hin und wird noch in der Nacht zum Mörder, so ist das Leben eben manchmal.
Mit der «Oper aller Opern» verabschiedet sich Magdeburgs zum Ende der Spielzeit scheidende Intendantin Karen Stone als Regisseurin aus der Elbe-Stadt. Und sie tut es – auf der zeitlos-abstrakten, unterschiedliche Räume situierenden Drehbühne von Ausstatter Ulrich Schulz – mit einem Augenzwinkern. Die Liebe, ach ja, das ist ein weites Feld, und der Titelheld in Mozarts Dramma giocoso auch nur ein Mann. Wiewohl: ein stattlicher. Martin-Jan Nijhof, der die Partie fabelhaft singt, mit sehr guter Deklamation, flinker Artikulation und kraftvollem ...
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Opernwelt 6 2022
Rubrik: Panorama, Seite 58
von Jürgen Otten
Sie waren wohl das, was man ein Traumpaar nennt: der Regisseur Luc Bondy und der Komponist Philippe Boesmans. Vier Arbeiten realisierten die beiden fantasiebegabten Naturen, drei davon am Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel, wo Boesmans seit Mitte der 1980er-Jahre als Hauskomponist wirkte; er schrieb die Musik, Bondy verfasste das Libretto, führte Regie. Und...
Die Zahl der Wagner-Parodien und -Persiflagen ist Legion. Ob Zeitgenossen wie Johann Nepomuk Nestroy oder Nachgeborene wie Loriot – an den Schöpfungen des megaloman veranlagten Sachsen haben sich seit jeher die Spötter verschiedenster Genres abgearbeitet. Eine besondere Bewandtnis hat es mit der burlesken Operette «Die lustigen Nibelungen» auf sich. Zu erleben ist...
Rein optisch wird man sich an diesen Abend vermutlich noch lange erinnern. Denn nichts Geringeres hat Simon Stone bei seinem Met-Regiedebüt mit Donizettis «Lucia di Lammermoor» im Sinn als eine Kombination aus Exzess und Deprivation. Lizzi Clachans unablässig rotierende Drehbühne ist übersät mit Scherben und Bergen von Müll, neben einer Tankstelle erhebt sich ein...