Im Spinnennetz
Kann Musiktheater gesellschaftspolitische Themen abbilden? Auf diese uralte Frage will Sophie de Lint neue Antworten finden. Seit dem Herbst 2018 leitet die ehemalige Zürcher Operndirektorin die Nationale Opera in Amsterdam und steuert den Musiktheater-Tanker sachlich-souverän durch die Pandemie. An den Ufern der Limmat handelte man sie schon als Nachfolgerin für Andreas Homoki in Zürich. Doch die Findungskommission entschied sich für Matthias Schulz, der dafür die Intendanz an der Staatsoper Berlin aufgibt.
In der niederländischen Hauptstadt verfolgt Intendantin de Lint derweil beherzt die ambitionierte Strategie, eine Balance zwischen der Pflege des großen Erbes der Ära Pierre Audi und ganz neuen Impulsen zu finden. Audi war es gelungen, das Haus mit mustergültigen Inszenierungen des Kernrepertoires und einem Fokus auf russische Opern in der ersten Liga zu etablieren und immer wieder auch mit Uraufführungen und spannenden Avantgarde-Projekten – wie beispielsweise mit der Gründung des Festivals «Opera Forward» – zu punkten. De Lint aber will noch andere Akzente setzen und sagt: «Die Welt dreht sich weiter. Diversität und Inklusion stehen jetzt ganz oben auf unserer Liste.» Und ...
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Opernwelt Januar 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 6
von Regine Müller
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Dem (Ver)fall des Otello sieht man von ganz nah zu. Die Opernbühne ist nach vorne gerückt, endet direkt vor der ersten Publikumsreihe. Der Orchestergraben, abgedeckt, wird zur Spielfläche. Die Musiker sitzen – von den Spielenden getrennt durch eine Gaze – im Hintergrund, in goldbraunem Licht schemenhaft sichtbar. Auch der Chor ist nicht weit entfernt: Er steht im...