Im Bett des Beys
Restauration oder Revolution, das ist hier, gleichsam als Fallbeispiel für die Gattung, die Frage: Glaubt man Heinrich Heine, der Leben und Werk seines Zeitgenossen Gioacchino Rossini mit großem Interesse verfolgte und kommentierte, dann lässt sich Ersteres aus der Musik des genialischen Italieners heraushören; neigt man hingegen der Ansicht Antonio Amores zu, dann müsste man mit ihm und seiner Schrift «Brevi cenni critici» von 1877 exakt das Gegenteil postulieren, dass nämlich Rossinis Tönen der Geist, die Aura der Revolution innewohne.
Tatsache ist: Rossini schlägt in seinen Buffo-Opern der 1810er Jahre («L’italiana in Algeri», «Il barbiere di Siviglia» und «La gazza ladra») einen scharfzüngig-forcierten Ton an, der neu ist in der italienischen Oper. Und nicht selten reichen seine vorgeblich heiteren Späße ins Dämonische hinüber.
Die Inszenierung der Farsa «L’italiana in Algeri» durch Nigel Lowery und Amir Hosseinpour an der Staatsoper Berlin nimmt in diesem (imaginären) Gelehrtenstreit eine entschiedene Position für Amore ein: Die gesellschaftlichen Zustände, wie sie zu Beginn der Oper beschrieben sind, lösen sich nach und nach in den Wirren eines rasch, aber sorgfältig ...
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Ferruccio Busonis «Doktor Faust» ist eines der Hauptwerke des Musiktheaters des 20. Jahrhunderts. Der deutsch-italienische Komponist konnte die Oper, die er gleichsam wie ein Monument über sein gesamtes Schaffen stülpte, nicht mehr abschließen. In Stuttgart – und zuvor in San Francisco (siehe OW 8/2004) – kam sie erstmals ohne die Ergänzungen Philipp Jarnachs bzw....
Da steht sie nun also, diese Frau. Das Leben hat es nicht gut gemeint mit ihr, oder besser: die Gesellschaft, die vorschreibt, wie ein Leben zu leben sei. Desdemona hat die ihr gegebenen Vorschriften ignoriert, bewusst ignoriert, hat sich, als ein Akt des offenen Widerstands, mit ungebremster Wucht gegen ihren Vater, den Patriarchen Elmiro gestellt, hat ihm ihr...
Als Cyrano de Bergerac in der gleichnamigen Oper nach Edmond Rostand stellte sich Plácido Domingo an der Metropolitan Opera nun in seiner 121. Rolle vor. Von einem verschollenen Meisterwerk kann dabei keine Rede sein, wohl aber von einer brauchbaren, bisweilen faszinierenden pièce d’occasion für einen romantisch veranlagten Star-Tenor d’un certain âge (lies: 64).
Pa...