Berlin, Tschaikowsky: Eugen Onegin
Man vergisst es oft in den luxuriös besetzten Aufführungen großer Opernhäuser: dass Tschaikowskys «Eugen Onegin» eigentlich eine Oper über junge Menschen ist, dass die Geschwister Tatjana und Olga, die sich aus ihrer ländlichen Langeweile heraussehnen, noch echte Backfische und auch Lenski und Onegin kaum ein paar Jahre älter sind.
An der Komischen Oper ist diese Atmosphäre eines «Jenseits von Eden» schon durch das Ensemble ganz gegenwärtig: Die Irin Sinead Mulhern sieht mit ihren großen traurigen Augen tatsächlich aus wie ein verträumtes Girlie; ihrer Bühnenschwester Hilke Andersen traut man zu, auf jeder Erstsemester-Fete die Tanzfläche unsicher zu machen; und auch den beiden Männern nimmt man die grünschnäbeligen Twens widerspruchslos ab. Matthias Klink, dessen liebenswert unbeholfener Lenski tief im Innersten eine uneingestandene Liebe zu Onegin birgt, und Gabriel Suovanen, der seinem Onegin eine gehörige Portion Kleinstadtrebellentum à la James Dean in die stolzgeschwellte Brust pumpt. Selbst Fürst Gremin, Tatjanas späterer Gatte, ist in dieser Jugendpartie nicht der übliche, in Ehren ergraute Hausbass, sondern ein braver Jungmanager mit Fielmann-Brille, dessen sonore Stimme ...
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