Hohes Paar
Helene Berg gehörte noch zu jenen Künstlergattinnen, die, wie Cosima Wagner oder Alma Mahler, ihren Männern jene Ruhe und Ordnung boten, die diese für ihr Schaffen brauchten. «Ich lösche mich aus und will nur für Dich da sein.» An das am Vorabend der Hochzeit mit einem «Amen» schriftlich bekräftigte Versprechen hielt Helene Nahowski, eine natürliche Tochter Kaiser Franz Josephs, sich nicht nur während der gesamten Ehe, sondern noch über Bergs Tod hinaus für mehr als 40 Jahre bis zu ihrem eigenen Lebensende 1976.
Der Wille, die Zeit zu sistieren und das Vermächtnis des Toten heilig zu halten, besaß dabei durchaus Züge eines gespenstischen Witwenwahns, war zugleich aber Voraussetzung für die Gründung einer Stiftung, die es uns heute erlaubt, in den von Helene auratisch verklärten Alltag Bergs gleichsam unterm Glassturz dieser von Daniel Ender herausgegebenen Bilddokumentation einzutauchen.
Ins Blickfeld geraten dabei zunächst die 1911 bezogene Wohnung in Hietzing und das 1932 gekaufte, idyllisch am Wörthersee gelegene «Waldhaus», das die bis dahin frequentierten beiden standesgemäßen Familienvillen im steirischen Trahütten und am Ossiacher See als Sommerurlaubsdomizil ablöste. ...
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Opernwelt Dezember 2021
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 32
von Uwe Schweikert
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