Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

Christof Loy reanimiert Leoncavallos «Zazà» am Theater an der Wien mit Verve und Elan, Stefan Soltész dirigiert die Commedia lirica hemdsärmlig, aber stimmig

Zazà auf der Suche nach dem Glück. Als ob sie eine Betonwand mit Sonnenlicht bemalen wollte. Sie ist étoile eines Tingeltangels in Saint-Etienne, Männer umschwirr’n sie wie Motten das Licht. Doch sie fordert aufgrund ihrer unglücklichen Kindheit ein Recht auf echte Liebe ein – die, so ihr Irrglaube, hat sie bei Milio Dufresne gefunden. Aber der bourgeoise Geschäftsmann hat Frau und Tochter in Paris und denkt nicht im Traum daran, diese zu verlassen. Zazà bleibt der großmütige Verzicht und ein wehes Herz.

Die Handlung der nach ihrer Protagonistin benannten Commedia lirica Ruggero Leoncavallos ist so bitter wie zeitlos und häufig. Eine Dreigroschenstory directement au cœur – nun fesselnd wiederbelebt von Christof Loy im Theater an der Wien. Mitten in den Verismo hineingeboren, kam das Stück im Jahr 1900 in Mailand heraus, wobei der Komponist selbst das Libretto verfasste (nach einem Schauspiel von Berton & Simon und auch aufgrund von eigenen Erfahrungen als Pianist im Varieté). «Zazà» wurde indes nie so populär wie Leoncavallos Chef-d’œuvre «I pagliacci». Dabei hatte auch diese Oper überaus kundige Geburtshelfer: Maestro Arturo Toscanini und Diva Rosina Storchio. Manchen schien das ...

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Opernwelt November 2020
Rubrik: Im Focus, Seite 10
von Gerhard Persché

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